Leiharbeit? |
09.10.2019 16:31:00
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Betriebsratswahl bei Laudamotion sorgt für Wirbel
Wie die Pressesprecherin von Laudamotion auf APA-Anfrage erklärte, werden zukünftige Piloten und Flugbegleiter in Wien von einem noch zu gründenden externen Vertragsanbieter befristet angestellt. Das Dienstverhältnis unterliege unverändert österreichischem Recht und dem Laudamotion-Kollektivvertrag, betonte die Sprecherin. Das Luftfahrtportal "AviationNet" berichtete zuvor, dass neue Mitarbeiter als Leiharbeiter der irischen Ryanair-Tochter Crewlink irischem Recht unterliegen sollen.
Die Unternehmensführung von Laudamotion sieht die anstehende Betriebsratswahl als ungültig an und zweifelt an der Rechtskonformität. Der Wahlvorstand habe keine explizite Beschäftigungsgruppe festgelegt und keine aktuelle Personalliste der Laudamotion GmbH erhalten. "Daher ist diese Wahl nichtig", so die Sprecherin.
Der Billigflieger verwies darauf, dass im November vier weitere Flugzeuge nach Wien kommen - mit 40 neuen Piloten und 80 neuen Flugbegleitern. "Auch unsere neuesten Teammitglieder sollten an dieser BR-Wahl teilnehmen dürfen, was aktuell nicht sichergestellt werden kann", erklärte die Sprecherin. "Lauda behindert keinesfalls die BR-Wahl, sondern möchte lediglich sicherstellen, dass diese transparent, demokratisch und fair stattfinden kann und alle Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter daran teilnehmen können."
Eine Kandidatin für den neuen Betriebsrat ist übrigens jene Flugbegleiterin, die einen Monat nach ihrem Rücktritt als Betriebsrätin gekündigt wurde. Laut österreichischem Arbeitsrecht fallen Betriebsratsmitglieder jedoch bis drei Monate nach Erlöschen der Mitgliedschaft unter Kündigungsschutz. Die Gewerkschaft vida klagte deshalb vor dem Arbeitsgericht auf Wiedereinstellung. Der bisherige Laudamotion-Betriebsrat war im August geschlossen zurückgetreten, wie kürzlich bekannt wurde.
Gewerkschaft und Pilotenverband üben Kritik
Die Gewerkschaft vida sowie der Pilotenverband ACA üben scharfe Kritik am Vorgehen der Ryanair-Tochter Laudamotion gegen Betriebsrat und dessen Neuwahl. "In diesem Unternehmen, das sich hier mittelalterlicher Methoden bedient, mangelt es offensichtlich an Demokratieverständnis", erklärte Gewerkschafter Daniel Liebhart. Die ACA warnt vor einem Versuch, österreichisches Arbeitsrecht zu unterwandern.
Laut vida wird das Ergebnis der Betriebsratswahl heute, Mittwoch, gegen 18 Uhr erwartet. Es kandidierte eine einzige Liste, die aus 16 Mitarbeitern besteht. Die Laudamotion-Führung erklärte die Wahl bereits im Vorfeld für "nichtig". Die vida erwiderte, die Wahl finde wie geplant statt.
"Angst und Druck auf das Personal auszuüben und es über Lohn- und Sozialdumping-Konstrukte zu beschäftigten, sind seit langem bekannte Managementwerkzeuge von Ryanair, die jetzt offenbar auch bei Lauda immer deutlicher Einzug halten", resümierte Liebhart. "Derzeit tun sich bei Ryanair Gräben auf, die eines Unternehmens, das in Österreich tätig ist, nicht würdig sind", so der Gewerkschafter.
Die Austrian Cockpit Association, in dem österreichische Verkehrspiloten zusammengeschlossen sind, findet die Entwicklungen um Laudamotion besorgniserregend. Es seien vier Mitarbeiter gekündigt worden, weil sie ihre teils sicherheitsrelevanten Zusatzfunktionen zurücklegten. Wegen der neuen Leiharbeitskonstruktion befürchtet die ACA Strafversetzungen.
Laut ACA erhalten Laudamotion-Mitarbeiter, sobald eine höhere Anzahl an Krankenstandstagen im System registriert wird, einen Brief vom Chef. Die Pilotenvereinigung warnt: "Als PilotIn nicht 100%ig gesund in ein Passagierflugzeug zu steigen, erachten wir als ein erhebliches Risiko für die Flugsicherheit."
Die ACA appellierte am Mittwoch für eine gelebte Sicherheitskultur. Die österreichischen Behörden seien gefordert zu prüfen, ob die Vorgangsweise der Lauda-Geschäftsleitung den geltenden Gesetzen entspricht.
In der Tat prüft die Aufsichtsbehörde derzeit die Fehlerkultur bei der österreichischen Ryanair-Tochter. Die Austro Control habe eine sogenannte "Just-Culture-Untersuchung" eingeleitet, berichtete der "Standard" im September. Dabei gehe es um die Frage, ob Mitarbeiter Fehler nicht mehr melden, weil sie damit rechnen müssen, für gemeldete Mängel belangt zu werden. Die Prüfung könne drei Monate oder länger dauern. Im schlimmsten Fall könnte der Entzug der Fluglizenz drohen.
APA

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