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Hohe Rückstellungen 09.12.2025 14:28:00

thyssenkrupp-Aktie verliert: Stahlkonzern rechnet 2025/26 mit Fehlbetrag von bis zu 800 Millionen Euro

thyssenkrupp-Aktie verliert: Stahlkonzern rechnet 2025/26 mit Fehlbetrag von bis zu 800 Millionen Euro

Weil das Unternehmen dafür hohe Rückstellungen bilden muss, dürfte 2025/26 (per Ende September) unter dem Strich ein Fehlbetrag von 400 bis 800 Millionen Euro auflaufen, teilte thyssenkrupp am Dienstag in Essen mit. Konzernchef Miguel López rief auf der Bilanzpressekonferenz das "Jahr der Umsetzung" aus. Am Aktienmarkt sorgte dies für Enttäuschung.

Thyssenkrupp Steel Europe leidet unter Überkapazitäten und niedrigen Preisen am Weltmarkt, asiatische Billigkonkurrenz setzt die deutsche Traditionsfirma unter Druck. Die Produktionskapazitäten sollen reduziert und tausende Stellen abgebaut werden. Anfang Dezember hatte sich der Konzern mit der IG Metall auf letzte Details geeinigt. López sprach von einem "konstruktiven Austausch" und "guten Fortschritten".

Die Kosten für die Sanierung bezifferte López auf der Bilanzpressekonferenz auf einen mittleren bis hohen dreistelligen Millionen-Betrag. Neue Details zu einer möglichen Übernahme des Stahlgeschäfts durch die indische Firma Jindal Steel gibt es dagegen nicht. Das Mitte September eingegangene indikative Angebot für eine Mehrheit an dem Geschäft werde weiter geprüft, hieß es. López sprach von einem "konstruktiven Austausch".

Von der Konjunktur erwartet thyssenkrupp keinen Rückenwind, das schwierige Marktumfeld dürfte anhalten. Beim Umsatz geht das Unternehmen von einer Bandbreite von minus zwei bis plus einem Prozent aus. Das bereinigte Ergebnis vor Zinsen und Steuern (Ebit) sieht thyssenkrupp bei 500 bis 900 Millionen Euro - Analysten hatten sich hier in einem vom Konzern zur Verfügung gestellten Konsens mehr erhofft.

An der Börse kamen die Neuigkeiten nicht gut an. Analysten monierten am Dienstag insbesondere den Ausblick der Essener. Das im MDAX notierte Papier verliert zeitweise via XETRA 8,52 Prozent auf 8,74 Euro. Die Aktie hat sich im Wert in diesem Jahr allerdings fast verdreifacht. Dabei trieb der Boom bei Rüstungswerten auch den Kurs von thyssenkrupp an, der mit dem Marineschiffbauer TKMS auf dem Gebiet ebenfalls tätig ist und diesen im Herbst abgespalten und an die Börse gebracht hat. Zuletzt war die Aktie gestiegen, weil zahlreiche Analysten wieder bessere Zeiten für Europas Stahlbranche sehen - dank des neuen Protektionismus der Europäischen Union mit ihren Abschirmmaßnahmen gegen Stahlimporte.

"Unsere Prognose berücksichtigt sowohl die weiterhin herausfordernden Marktbedingungen als auch die bereits angestoßenen Effizienz- und Restrukturierungsmaßnahmen in unseren Segmenten", erklärte Finanzvorstand Axel Hamann. Die Mittelfristziele bestätigte der Manager.

thyssenkrupp hatte für das vergangene Geschäftsjahr wegen der schwachen Nachfrage und niedrigerer Preise seine Prognose gesenkt. Unsichere Märkte und eine schwächere Kundennachfrage hätten die Geschäfte spürbar gebremst, erklärte Vorstandschef López. "Dennoch konnten wir uns durch konsequente Effizienzsteigerungen und Kostensenkungen gut behaupten". Der Umsatz sank 2024/25 um gut sechs Prozent auf 32,8 Milliarden Euro, das bereinigte Ebit verbesserte sich auch dank der Einsparungen um 13 Prozent auf 640 Millionen Euro.

Unter dem Strich verdiente der Konzern mit 532 Millionen Euro wieder Geld, nachdem im Jahr zuvor ein Milliardenverlust aufgelaufen war. Allerdings profitierte thyssenkrupp hier von einer deutlichen Wertzuschreibung auf seinen verbliebenen Anteil im Aufzuggeschäft sowie dem Verkauf der Thyssenkrupp Electrical Steel India. Demgegenüber standen millionenschwere Abschreibungen insbesondere in der Stahl-Sparte und Restrukturierungskosten. Aktionäre sollen erneut eine Dividende von 15 Cent je Aktie erhalten.

thyssenkrupp befindet sich in einem tiefgreifenden Umbau. Im Oktober hatte der Konzern TKMS an die Börse gebracht, aber die Mehrheit der Aktien behalten. Auch die drei übrigen Geschäftsfelder Autoteile, Werkstoffhandel und grüne Technologien will thyssenkrupp in den kommenden Jahren eigenständig aufstellen und kapitalmarktfähig machen. Im Automotive-Geschäft etwa hat der Konzern wegen der Krise in der Autobranche ebenfalls ein Sanierungsprogramm aufgelegt und will Stellen abbauen. Die thyssenkrupp AG soll künftig zu einer Finanzholding werden.

Jefferies belässt thyssenkrupp auf 'Hold' - Ziel 11 Euro

Das Analysehaus Jefferies hat die Einstufung für thyssenkrupp nach Zahlen und Ausblick mit einem Kursziel von 11 Euro auf "Hold" belassen. Dank eingesparter Kosten habe der Industrie- und Stahlkonzern mit dem bereinigten operativen Ergebnis (Ebit) die Markterwartung leicht übertroffen, schrieb Tommaso Castello in seiner ersten Reaktion am Dienstag. Die Zielvorgabe für diese Kennziffer für das Geschäftsjahr 2025/26 liege aber unter der Konsensschätzung.

Gute Fortschritte in Jindal-Gesprächen über Stahltochter

thyssenkrupp sieht nach den Worten von Konzernchef Miguel Lopez gute Fortschritte bei den laufenden Verhandlungen mit der indischen Jinal Steel über eine Übernahme des eigenen Stahlgeschäfts. Die Gespräche seien "sehr intensiv und auch sehr vertrauensvoll", sagte der Manager auf der Bilanzpressekonferenz in Essen. Derzeit laufe die Prüfung der Bücher. Zu einem möglichen Zeitrahmen bis zu einer Entscheidung wollte sich Lopez nicht äußern.

Für die Jindal-Gruppe biete ein Einstieg bei Thyssenkrupp Steel einen Zugang zum europäischen Markt, beschrieb er das Interesse. Die Kombination der beiden Firmen "wäre eine sehr gute, eine sehr sehr gute Ergänzung", fügte Lopez hinzu.

Der für Fusionen und Übernahmen zuständige Konzernvorstand Volkmar Dinstuhl bestätigte, dass Jindal an einer mehrheitlichen Übernahme der Stahlsparte TKSE interessiert ist. Darauf habe das indikative Angebot abgezielt, das im September bekannt geworden war, sagte er. "Was mehrheitlich konkret heißt, wird sich dann im Laufe der Verhandlungen herausstellen", sagte er auf Nachfrage.

Als Grundlage für ein Gelingen der Verhandlungen führte Lopez an, dass thyssenkrupp ein klares Konzept habe, "wie wir den Stahlstandort Duisburg wettbewerbsfähig machen". Deshalb gehe man davon aus, dass ein Zusammengehen auch wirklich funktionieren werde. Aber es gebe auch einen Plan B, so Lopez.

ESSEN (dpa-AFX) / DOW JONES

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Bildquelle: thyssenkrupp AG

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