Kurz vor Start der neuen iPhone-Serie klettert die Apple-Aktie: Am Dienstag war das Papier erstmals seit 2012 wieder über 100 Dollar wert. Am Mittwoch stieg das Apple-Aktie noch weiter - Allzeithoch!
100,84 Dollar kosteten die Anteilsscheine des iPhone-Herstellers zeitweise im Mittwochshandel und erreichten damit den höchsten Stand aller Zeiten. So viel war die Apple-Aktie noch nie wert.
Am gestrigen Dienstag hatte das Papier mit 100,53 Dollar den höchsten Schlusskurs aller Zeiten hingelegt - nie ging es zu einem höherem Kurs aus dem Handel. Zuvor war die Apple-Aktie auf 100,68 Dollar geklettert und hatte damit so hoch notiert wie seit September 2012 nicht mehr. Damals wurde das bisherige Allzeit-Verlaufshoch bei mehr als 700 Dollar markiert. Das war allerdings, bevor das Unternehmen seine Anteilsscheine aufteilte, um sie attraktiver für Kleinanleger zu machen. Unter Berücksichtigung der Aktiensplits lag der Rekord bei 100,72 Dollar. Doch seit dem heutigen Mittwoch ist auch dieses Verlaufsallzeithoch Geschichte.
"Ich habe immer gesagt, dass Apple einer meiner No-Brainer ist, wer vor einem Jahr eingestiegen ist, liegt inklusive Dividende 53 Prozent im Plus", twitterte der New Yorker Hedgefondsmanager Carl Icahn. Als "No-Brainer" gelten todsichere Deals, die sich in jedem Fall auszahlen. Icahn hatte Apple im August 2013 als "extrem unterbewertet" bezeichnet und seine Position seitdem ausgebaut.
Die Geschichte des iPhone-Herstellers
April 1976: Tüfteleien in der Garage
Steve Jobs, Steve Wozniak und Ronald Wayne gründen das Unternehmen in Palo Alto im Bundesstaat Kalifornien. Entwickelt und getüftelt wird hauptsächlich in der Garage von Steve Jobs' Eltern.
1977: Börsengang und erste Erfolge
Apple wird eine Aktiengesellschaft. Steve Jobs und Steve Wozniak lösen ihre Partnerschaft mit Ron Wayne auf. Wayne verkauft seinen Zehn-Prozent-Anteil am Unternehmen für 800 Dollar.
Im gleichen Jahr wird der Apple II vorgestellt - der Rechner für 1.298 US-Dollar wird der erste kommerzielle Erfolg von Apple.
1983: Von LISA zu Macintosh
Apple bringt LISA auf den Markt, den ersten Personal Computer, der über eine Maus und ein Betriebssystem mit grafischer Benutzeroberfläche verfügte. Das Modell verkauft sich aufgrund des hohen Preises jedoch schlecht. Erst der günstigere Macintosh, der ein Jahr später erscheint und auf das gleiche Bedienkonzept setzt, wird ein Verkaufsschlager.
1985 -1996: Abgang und Comeback von Steve Jobs
Nach internen Querelen verlässt Steve Jobs 1985 Apple Computer und ruft mit NeXT Computer Inc. ein neues Unternehmen ins Leben. Ohne Steve Jobs scheint der Macintosh-Hersteller jedoch nichts mehr zustande zu bringen. 1996 übernimmt Apple nach diversen internen Problemen und Misserfolgen Jobs neues Unternehmen NeXT für 400 Millionen US-Dollar. Jobs wird offizieller Berater des Unternehmens und gibt die Losung aus: "Zurück zum Kerngeschäft!"
1997: Partnerschaft mit Microsoft
Apple Computer und Microsoft vereinbaren eine Kooperation. Laut der Vereinbarung werden Produkte gegenseitig lizensiert, Microsoft kündigt eine Office-Version für den Mac an, Apple Computer verwendet den Internet Explorer 4.0 als Standard-Browser im Macintosh-Betriebssystem. Zeitgleich investiert Microsoft 150 Millionen US-Dollar in Apple Computers und erwirbt damit stimmrechtslose Aktien.
2001: Verkaufsschlager iPod
Steve Jobs übernimmt wieder offiziell den Führungsposten bei Apple und das Unternehmen stößt kurz darauf mit dem iPod in den Bereich der Unterhaltungselektronik vor. Der mobile Musikplayer wird aus dem Stand ein großer Erfolg. Zeitgleich wird iTunes veröffentlicht - ein funktionales Musikprogramm, das zunächst als Verwaltungsschnittstelle für den iPod gedacht ist, später aber immer größere Dimensionen annimmt und schließlich Grundlage des Apple Store wird.
2007: Die Produktrevolution auf dem Smartphone-Markt
Mit der Vorstellung des iPhone gelingt dem Konzern mit dem Apfel der große Coup: Es ist nicht das erste Smartphone auf dem Markt, dennoch revolutioniert die anwenderfreundliche Technik und die innovative Bedienfunktion den Markt von Grund auf. Drei Jahre später folgt mit dem iPad Apples erster Tablet-Computer, der nach dem gleichen Bedienkonzept funktioniert.
2011: Krankheit und Tod von Steve Jobs
Steve Jobs gibt zunächst nur das Tagesgeschäft aus gesundheitlichen Gründen ab, zieht sich im Lauf des Jahres dann aber doch ganz aus der Konzernspitze zurück. Tim Cook wird sein Nachfolger und neuer erster Mann bei Apple. Am 5. Oktober 2011 stirbt Steve Jobs an den Folgen einer Krebserkrankung.
Seit 2011: Faceliftings aber keine wirklichen Neuheiten
In den vergangenen Jahren hat Apple zahlreiche Produktupdates veröffentlicht. Das iPad erhielt in der vierten Generation eine HD-Frontkamera, das iPhone 5 ein größeres Display und beide unterstützen nun den Mobilfunkstandard LTE. Auf wirklich neue Entwicklungen und Geräte mussten Fans bislang aber vergeblich warten.
Der jüngste Höhenflug an der Börse ist auch ein Vertrauensnachweis für Apple-CEO Tim Cook. Bislang konnte er Zweifel, die Fußstapfen des legendären Steve Jobs seien ein paar Nummer zu groß für ihn, nie ausräumen. Viele Apple-Jünger sehnen sich nach dem "nächsten großen Ding" nach iPhone und iPad. Doch zumindest Investoren scheinen ihre Skepsis abzulegen.
Seit Ende April hat die Apple-Aktie mehr als 30 Prozent zugelegt. Das Warten der Fans auf neue Modelle soll laut US-Medien am 9. September ein Ende haben. Das Unternehmen dürfte dem Branchentrend folgen und die neuen Smartphones mit größerem Bildschirm ausstatten.
Es wird mit einer sehr starken Nachfrage nach den Geräten gerechnet. Nach früheren Informationen des "Wall Street Journal" hat Apple für die erste Produktionsrunde 70 bis 80 Millionen iPhones der neuen Generation bestellt - deutlich mehr als bei bisherigen Marktstarts.
Mit einem Börsenwert von etwa 600 Milliarden Dollar ist Apple eines der wertvollsten Unternehmen der Welt. Beim Markenwert liegt laut der aktuellsten Ausgabe der vom Marktforschungsunternehmen Millward Brown errechneten "Brandz"-Studie nur Internetgigant Google vor dem kalifornischen iPhone-Konzern.
Markus Gentner mit Material von dpa-AFX