21.10.2014 15:40:31

Kurden in Kobane wehren neue Angriffe der Dschihadisten ab

   MüRSITPINAR (AFP)--Die Dschihadistenorganisation Islamischer Staat (IS) hat ihre Angriffe auf die umkämpfte syrische Stadt Kobane verstärkt. Nach zwei Selbstmordanschlägen hätten die Extremisten Kobane "an allen Fronten" angegriffen, erklärte die Syrische Beobachtungsstelle für Menschenrechte, am Dienstag lieferten sich beide Seiten demnach weiter heftige Gefechte. Während die Kurden auf Truppenverstärkungen warteten, beriet der irakische Regierungschef im Iran über das Vorgehen gegen die IS-Miliz.

   Die Anschläge am Montagabend im Norden der Stadt sollten offenbar dazu dienen, Kobane von der türkischen Grenze abzukoppeln. Die Regierung in Ankara hatte am Montag überraschend angekündigt, nun doch ihre Grenze für im Irak ausgebildete Peschmerga-Kämpfer zu öffnen, damit diese die kurdischen Volksverteidigungseinheiten (YPG) beim Kampf um Kobane unterstützen können. Die USA, die die Kurden am Sonntag erstmals aus der Luft mit Waffen und Medizin versorgt hatten, begrüßten diesen Schritt.

   Die Volksverteidigungseinheiten versuchen seit Wochen verzweifelt, Kobane zu verteidigen. Dabei werden sie von einer US-geführten Militärallianz unterstützt, die mutmaßliche IS-Stellungen aus der Luft angreift. Bei den Luftangriffen und Kämpfen am Boden wurden laut Beobachtungsstelle am Montag mindestens 17 IS-Kämpfer getötet. Zudem seien fünf kurdische Kämpfer getötet worden.

   Am Dienstag dauerten die Kämpfe zwischen Kurden und Dschihadisten in Kobane an. Die Beobachtungsstelle berichtete außerdem über eine weitere Explosion. Vermutlich habe es sich dabei um eine Autobombe gehandelt. Die Lage vor Ort ist höchst unübersichtlich. Die Angaben der Beobachtungsstelle, die der syrischen Opposition nahesteht, sind von unabhängiger Seite nur schwer überprüfbar.

   Die IS-Miliz, die in den vergangenen Monaten auch weite Teile im Irak erobert hatte, griff am Montag zudem die von Kurden kontrollierte Stadt Kara Tapah nördlich der irakischen Hauptstadt Bagdad an. Zehn Menschen wurden nach Angaben der Behörden getötet, die Hälfte der 9.000 Einwohner zählenden Stadtbevölkerung floh. "Wir haben Angst, dass der IS uns einkesselt und diese Stadt in ein zweites Amerli verwandelt", sagte der Bewohner Haidar. Er bezog sich damit auf eine irakische Stadt, die Anfang September von den Dschihadisten erobert worden war.

   Der irakische Ministerpräsident Haidar al-Abadi beriet am Dienstag in Teheran mit der iranischen Regierung über den Kampf gegen die radikalsunnitischen Dschihadisten. "Dies ist eine Bedrohung für die Region, diese Terrorgruppen versuchen, einen Keil zwischen Schiiten und Sunniten zu treiben", wurde Abadi von der Nachrichtenagentur Irna zitiert. Eine ausländische Intervention zur Bekämpfung der IS-Miliz auf irakischem Boden schloss der Regierungschef kategorisch aus: "Keine Bodentruppen irgendeiner Supermacht, internationalen Koalition oder Regionalmacht werden hier kämpfen."

   Die USA und andere Staaten fliegen seit Anfang August Luftangriffe auf IS-Stellungen im Irak. Auch Großbritannien beteiligt sich daran. Das Verteidigungsministerium in London kündigte am Dienstag an, das Bündnis nun auch in Syrien zu unterstützen. Flugzeuge und Drohnen der Royal Air Force würden dort für Aufklärungszwecke eingesetzt. Ein Mandat für Kampfeinsätze in Syrien liege aber nicht vor.

   Das Auswärtige Amt kündigte unterdessen an, die Finanzhilfen für Flüchtlinge im Irak um 20 Millionen Euro aufzustocken. "Die humanitäre Lage der Flüchtlinge im Irak ist dramatisch", erklärte Außenminister Frank-Walter Steinmeier (SPD) in Berlin. Vor dem Winter sollen Steinmeier zufolge unter anderem neue Flüchtlingslager gebaut werden. Vor allem im Nordirak sind hunderttausende Menschen wegen der Offensive der Dschihadisten zu Vertriebenen geworden.

   Kontakt zum Autor: konjunktur.de@dowjones.com

   DJG/smh

   (END) Dow Jones Newswires

   October 21, 2014 09:32 ET (13:32 GMT)- - 09 32 AM EDT 10-21-14

Eintrag hinzufügen
Hinweis: Sie möchten dieses Wertpapier günstig handeln? Sparen Sie sich unnötige Gebühren! Bei finanzen.net Brokerage handeln Sie Ihre Wertpapiere für nur 5 Euro Orderprovision* pro Trade? Hier informieren!
Es ist ein Fehler aufgetreten!