08.05.2025 14:40:00
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Industrie fordert Reformen in der Handelspolitik
Die Industriellenvereinigung spricht sich für die konsequente Vollendung des Binnenmarktes aus, vor allem in den Bereichen Dienstleistungen, Kapitalmärkte, Energie und Digitalisierung. Denn nicht-tarifäre Handelshemmnisse wirkten im Binnenmarkt wie Zölle. Im Warenbereich seien die Handelshemmnisse mit 44 Prozent zu vergleichen, bei Dienstleistungen mit über 100 Prozent. "Das ist nicht mehr akzeptabel. Es erschwert unsere Wettbewerbsfähigkeit", sagte Neumayer.
Darüber hinaus bedürfe es zu den bestehenden 40 Handelsabkommen weiterer Partnerschaften. So sieht die IV nicht nur bei Mercosur, sondern auch in Indien sowie im indopazifischen Raum Chancen. "Wer Freihandel reflexhaft ablehnt, blockiert genau jene Wachstumsmöglichkeiten, die wir in einer konjunkturell schwierigen Zeit dringend brauchen", so Neumayer.
Überbewerteter US-Handel
Auch wenn derzeit die US-Zollpolitik international für Aufregung sorgt, sollte man die Bedeutung der USA im internationalen Handel nicht überbewerten, meinte Helmenstein. Der Anteil der Vereinigten Staaten am Welthandel liege bei 11,1 Prozent. "Der europäische Binnenmarkt ist nach wie vor das Welthandelszentrum, wenn wir sowohl die inner- als auch die außereuropäischen Handelsbeziehungen betrachten", ergänzte der Ökonom. Dessen ungeachtet sind die USA mit 503,8 Mrd. Euro beim Export der wichtigste Handelspartner der EU. Und bei den Importen sind sie mit 347,2 Mrd. Euro der zweitwichtigste Handelspartner.
Vor diesem Hintergrund seien auch die Ankündigungen des US-Präsidenten zu sehen, der sein Vorgehen mit dem Handelsbilanzdefizit der USA begründet - aber die Dienstleistungen außer Acht lässt. Denn US-Präsident Donald Trump hat in 109 Tagen im Amt bereits 182 Interventionsziele definiert. Derzeit sind 158 Interventionen in Kraft und 15 davon richten sich gegen Österreich, ergänzte der Chefökonom. Im Durchschnitt gab es von Trump zwei Ankündigungen pro Tag. Allerdings gebe es bei der Zollpolitik der USA keine Systematik - weder "Friendshoring" noch "Nearshoring", hob der Ökonom hervor. Es werden also weder gute Handelspartner noch benachbarte Länder besser behandelt. "China setzt hingegen auf 'Friendshoring', da ist die räumliche Distanz nicht von Bedeutung", so Helmenstein.
Derzeit ist China von den US-Zöllen am stärksten betroffen. Bei weiterhin hohen US-Zöllen für Produkte aus China ist laut Helmenstein mit einer Veränderung der Warenströme Richtung Europa zu rechnen. Einerseits würde dies die Inflation drücken, andererseits würde damit aber auch die Produktion abwandern, gab Helmenstein zu bedenken.
fel/kre
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