02.07.2025 11:54:00

Klima-Glossar: EU-Emissionshandelssystem (EU-ETS)

Das europäische Emissionshandelssystem (EU-Emissions Trading System, EU-ETS) ist ein zentrales Klimaschutz-Instrument der EU. Es besteht seit 2005 und umfasst die Energiewirtschaft, die Industrie sowie Teile des Flug- und Seeverkehrs und deckt damit rund 40 Prozent des Treibhausgasausstoßes der EU ab. Das EU-ETS ist eines der größten Emissionshandelssysteme weltweit. Anpassungen und Ausweitungen des Systems sollen den Klimaschutz in den nächsten Jahren deutlich voranbringen.

In einem Emissionshandelssystem wird im Voraus festgesetzt wie viel Treibhausgase in einer Periode maximal ausgestoßen werden dürfen. Diese Menge wird dann in Form von sogenannten Emissionszertifikaten, also Verschmutzungsrechten, an Unternehmen versteigert. Die Unternehmen zahlen also Geld für ihren Treibhausgas-Ausstoß. Ein Teil der Zertifikate im EU-ETS wird kostenlos verteilt.

CO2-Preis entsteht durch Angebot und Nachfrage

Wer mehr Emissionen verursacht als er darf, muss Verschmutzungsrechte zukaufen. Wer umweltfreundlicher produziert und damit weniger emittiert, kann überschüssige Zertifikate am Markt verkaufen oder sie in die nächste Periode mitnehmen. Die Gesamtanzahl an ausgegebenen Zertifikaten ist gedeckelt und sinkt kontinuierlich. Der Preis entsteht durch Angebot und Nachfrage.

Im Zeitverlauf werden weniger Zertifikate ausgegeben, damit steigt der CO2-Preis und umweltschädliche Produktionsprozesse werden teurer. So sollen Unternehmen dazu gebracht werden, ihren Treibhausgas-Ausstoß zu reduzieren. Die Einnahmen, die aus den Auktionen der CO2-Zertifikate generiert werden, fließen an die Nationalstaaten zurück. Das europäische Emissionshandelssystem wurde 2005 als eines der ersten großen seiner Art eingeführt. Es gilt in den 27-EU-Mitgliedsstaaten sowie in Island, Liechtenstein und Norwegen.

Anpassungen und Ausweitungen des EU-Emissionshandels

Das Emissionshandelssystem umfasst laut Angaben der EU rund 10.000 Anlagen im Energiesektor und der Industrie, Flüge zwischen den teilnehmenden Ländern, sowie seit 2024 auch den Seeverkehr. Zusätzlich soll ein Grenzausgleichsmechanismus ("Carbon Border Adjustment Mechanism"), eine Art CO2-Zoll auf Importe aus Nicht-EU-Staaten, ab 2026 dafür sorgen, dass Unternehmen in der EU keine Wettbewerbsnachteile gegenüber Unternehmen in Ländern mit weniger strengen Klimagesetzen entstehen. Ab 2027 soll ergänzend zum bestehenden EU-ETS 1 ein europäischer Emissionshandel für Brennstoffe eingeführt werden (ETS2), der vor allem im Verkehr und im Gebäudebereich zur Anwendung kommt.

Reicht der Lenkungseffekt?

Zu Jahresbeginn 2021 kostete die Tonne CO2 im europäischen Emissionshandel noch rund 30 Euro, im Jahresverlauf 2021 und danach legte der Preis stark zu und knackte im Frühjahr 2023 die 100-Euro-Marke. Danach sank der Preis wieder und pendelte heuer bisher zwischen 60 und 70 Euro pro Tonne. In Österreich unterliegen laut der beim Umweltbundesamt angesiedelten österreichische Emissionshandelsregisterstelle derzeit 177 Anlagen dem Emissionshandel, die größten Treibhausgas-Emittenten hierzulande sind voestalpine, OMV und Wien Energie. 2024 hat Österreich 313,1 Mio. Euro aus dem Verkauf von CO2-Zertifikaten eingenommen, die dem Klima- und Transformationsfonds (KTF) zugute kamen.

Der europäische Emissionshandel wurde in der Vergangenheit für seinen niedrigen Preis und den damit fehlenden Lenkungseffekt kritisiert. Zudem wurden mehr Zertifikate ausgegeben, als Treibhausgase emittiert wurden, sodass Unternehmen keinen Grund hatten, ihre Emissionen zu reduzieren. Die geplanten und bereits umgesetzten Anpassungen des Systems sollen dazu beitragen, die Wende hin zur nachhaltigen Wirtschaft schneller voranzutreiben. Laut dem Weltklimarat IPCC müsste der CO2-Preis weiterhin deutlich steigen, um die Erderwärmung auf 1,5 bzw. 2,0 Grad Celsius einzudämmen, wie es das Pariser Klimaziel vorsieht.

Nach dem jüngsten Vorschlag der EU-Kommission für die Klimaziele 2040 soll ab 2036 das Emissionshandelssystem auf Nicht-EU-Länder ausgeweitet werden. Kritiker befürchten u.a. eine schlechtere Kontrollierbarkeit der dabei einbezogenen Projekte und deren wirklichen Nutzen für das Klima.

(Redaktionelle Hinweise: GRAFIK 0903-25, 88 x 124 mm) cgh/whl

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