Bei der Konstruktion eines Reverse-Bonus-Zertifikats kombiniert der Emittent eine Long-Position in einem Put mit Basispreis 100 (dieser nur theoretisch existierende Put repräsentiert die Short-Position in einer Aktie) und eine Long-Position in einer Sonderform einer Call-Option. Dieser Call Up and Out ist im Gegensatz zum klassischen Call mit einer Barriere ausgestattet. Wird diese verletzt, verfällt dieser exotische Call sofort wertlos. Durch diese Einschränkung ist der Call Up and Out deutlich günstiger als die klassische Call-Option mit identischem Basispreis.
Der Basispreis des Call Up and Out entspricht dem Bonuslevel des Zertifikats, seine Barriere definiert die Barriere des Reverse-Bonus-Zertifikats. Da die diskontierten Dividenden einer Aktie oder eines Index – anders als beim Bonus-Zertifikat – den Preis eines Reverse-Bonus-Zertifikats erhöhen, kann ein Reverse-Bonus-Zertifikat nur dann ohne nennenswertes Aufgeld emittiert werden, wenn die Zinsen sehr hoch sind.
Handelt die Aktie am Bewertungstag dann unter dem Bonuslevel, dann hat der Call Up and Out keinen inneren Wert, sodass allein die Differenz von Reverselevel und Kurs des Basiswerts maßgeblich für den Rückzahlungsbetrag des Reverse-Bonus-Zertifikats ist. Dieser wird repräsentiert durch den Wert des Puts mit Basispreis 100 (sehr positives Szenario).
Handelt der Basiswert dagegen oberhalb des Basispreises (positives Szenario), etwa bei 52 Euro, dann hat der Call Up and Out einen inneren Wert von 12 Euro. Dieser ergibt sich aus der Differenz zwischen dem tatsächlichen Aktienschlusskurs und dem Basispreis (= 52 Euro – 40 Euro) und besteht natürlich nur, solange die Barriere intakt ist.
Sollte die Barriere des Call Up and Out während des Beobachtungszeitraums verletzt werden, verfällt dieser Call sofort wertlos. Nun hängt der Rückzahlungsbetrag allein vom Put Strike 100 ab, dessen innerer Wert am Bewertungstag immer exakt der Differenz aus dem Reverselevel abzüglich des Schlusskurses der Aktie entspricht. Auch mit verletzter Barriere ist immer noch eine positive Rendite möglich, allerdings müssen Anleger jeweils individuell beurteilen, inwieweit ein Kurseinbruch nach Verletzung der hohen Barriere in der verbleibenden Restlaufzeit noch wahrscheinlich erscheint. Für ein neutrales Szenario muss der Basiswert dann tatsächlich bis auf das Niveau des Kaufpreises des Zertifikats fallen, für ein positives sogar noch darunter schließen.
Wichtig: Ein besonderes Merkmal des Reverse-Bonus-Zertifikats ist dessen hohe Reagibilität bei Aktienkursen, die sich der noch intakten Barriere von 65 Euro annähern – dies gilt insbesondere kurz vor Ende der Laufzeit. Liegt der Aktienkurs etwa am Bewertungstag bei 64,95 Euro, so entscheidet eine kleine Kursbewegung darüber, ob Anleger ungefähr 35 Euro zurückerhalten oder den Bonusbetrag von 60 Euro. Je näher der Aktienkurs der Barriere kommt, desto wahrscheinlicher wird es, dass diese verletzt wird. Gleichzeitig wird der Wert des Call Up and Out gerade jetzt – kurz vor der noch intakten Barriere – maximal.