Andreas Meyer-Kolumne 30.07.2013 14:00:00

Finanztransaktionssteuer: Gut gedacht, schlecht gemacht - zumindest bisher!

Kolumne

Wie falsch sie damit vor allem bei der Ausführung jedoch liegt, würde sich leider erst zu spät zeigen. Und am Ende könnte sie sogar den Teil der Bevölkerung treffen, den sie damit besänftigen will. Grundsätzlich ist eine Finanztransaktionssteuer dafür gedacht, alle Geschäfte, die an der Börse ablaufen - also der Kauf von Aktien, Anleihen oder Derivaten -, mit einer Steuer zu belegen. Diese soll im Fall Europas ab dem 1. Januar 2014 in Kraft treten, wird von aktuell elf Ländern der EU unterstützt und soll 0,1 Prozent auf Aktien, Anleihen, Fondsanteile oder Geldmarktgeschäfte sowie 0,01 Prozent auf Derivate betragen.

Finanzkrise, Hilfspakete und zu hohe Banker-Boni gehörten zu den Schlagwörtern, die man hörte, als Maßnahmen gegen die Finanzbranche gefordert wurden. Somit ist es nur logisch, dass diese nun für ihr Verschulden der vergangenen Jahre zur Kasse gebeten werden soll. Grundsätzlich stimme ich dieser Einstellung auch zu, jedoch nur, wenn man eine Lösung findet, die auch im Endeffekt Sinn ergibt. Die große Kritik an der Finanztransaktionssteuer liegt in meinen Augen darin, dass alle Geschäfte und alle Beteiligten gleichermaßen betroffen sind.

Ein Ziel der Politik hingegen ist es das sogenannte „High Frequency Trading“ einzudämmen, welches aktuell bis zu 40 Prozent des Handelsumsatzes in Deutschland ausmacht. In den USA sind es in der Spitze sogar bis zu 70 Prozent. Dabei handelt es sich um Computersysteme, welche im Millisekunden-Bereich automatisiert handeln und die Börsen somit massiv und unkontrolliert beeinflussen können. Und hier liegt genau die Krux in der Sache. Diese großen Player mit automatisierten Handelssystemen werden ihre Trades bei Einführung einer solchen Steuer einfach über Broker im Ausland wie in London abwickeln. England, dessen Finanzbranche das wichtigste Standbein ist, hat sich einer gemeinsamen Finanztransaktionssteuer verweigert, um eben einen solchen Geldabfluss aus dem Land zu vermeiden.

Kleinanleger und regionale Banken in Deutschland hingegen werden davon schwer getroffen. Ersten Studien zufolge werden allein für Privatanleger zusätzliche Kosten von bis zu 3,6 Milliarden Euro im Jahr anfallen. Diese Kosten entstehen unter anderem für allgemeine Wertpapierdepots jedoch auch für Kapitallebens- und Rentenversicherungen, die ihre Gelder am Kapitalmarkt anlegen müssen.

Bei Betrachtung der grundsätzlichen Idee kann einen nur das Unverständnis treffen. Wenn ein Anleger mit Hilfe eines Fondssparplans monatlich Fondsanteile kauft, würde dieser auch monatlich eine Steuer von 0,1 Prozent zahlen müssen. Der Fondsmanager, der die angesparten Summen im Portfolio verwaltet, würde ebenso bei allen Transaktionen innerhalb des Fonds besteuert, wodurch am Ende wiederum die Rendite des Anlegers gemindert wird.

Auch bei der Auszahlung der Fondsanteile an den Sparer werden nochmals Steuern erhoben, sodass eine vielfache Besteuerung des Anlegers vorliegt, die wie genannt die Rendite gewaltig verringern. Ein gutes Beispiel für das Nicht-Funktionieren dieses Systems ist Schweden, das bereits in den 80ern eine Börsenumsatzsteuer einführte. Daraufhin brach der Handel um über 85 Prozent ein, worüber sich unter anderem der Finanzplatz London aufgrund der Kapitalverschiebung sehr freute.

Sicher ist der Finanzplatz Schweden nicht mit Deutschland zu vergleichen, jedoch dürften ähnliche Tendenzen auch in Deutschland entstehen. Schlussendlich wurde die Steuer jedoch auch in Schweden im Jahre 1992 wieder abgeschafft.

Das Grundprinzip, Verursacher an den Kosten der Finanzkrise zu beteiligen, kann ich voll und ganz als vernünftig ansehen. Jedoch muss an der Ausführung einer solchen Steuer noch vehement gearbeitet werden. So müssten meiner Meinung nach Trades genau nach Investment und Spekulation unterschieden werden. Den Hochfrequenzhandel einzuschränken, sollte dabei das Ziel sein, und dies kann mit der grundsätzlichen Idee nicht erreicht werden. Glücklicherweise gibt es mittlerweile erste Ansätze von Einsicht innerhalb der Politik, welche hoffen lassen, dass am Ende doch noch die Richtigen getroffen werden!

Andreas Meyer beschäftigt sich seit seinem 16. Lebensjahr mit den Abläufen der weltweiten Kapitalmärkte. Während und nach dem Studium der int. Betriebswirtschaft in Deutschland und Frankreich konnte er bereits praktische Erfahrungen im Derivategeschäft, Asset Management sowie im Corporate und Investment Banking sammeln.

Mit der Gründung von A.M. Capital Management (www.am-capital.de) wird nun die eigens kreierte Investmentphilosophie umgesetzt, welche sowohl eine fundamental ausgerichtete Stock-Picking-Strategie als auch einen ergänzenden dynamischen Investors-Behaviour-Ansatz verfolgt. Mit Hilfe dieses Ansatzes werden sowohl private als auch institutionelle Investoren im Investmentprozess begleitet, sodass damit der langfristige Weg ins Asset Management geebnet wird.

Der obige Text spiegelt die Meinung des jeweiligen Kolumnisten wider. Die finanzen.net GmbH übernimmt für dessen Richtigkeit keine Verantwortung und schließt jegliche Regressansprüche aus.

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