Ergebnis 22.03.2024 15:20:00

OeNB macht 2023 Milliardenverlust

OeNB macht 2023 Milliardenverlust

Aufgrund der europäischen Geldpolitik der vergangenen Jahre wird die Oesterreichische Nationalbank (OeNB) noch länger brauchen, bis sie sich wieder von ihren Bilanzverlusten erholt hat. Nach einem Geschäftsergebnis von minus 2,21 Mrd. Euro im Jahr 2023 wird auch für heuer mit einem Minus gerechnet - "sicher im Millardenbereich", sagte OeNB-Direktor Thomas Steiner am Freitag. Bis der Bund wieder Ausschüttungen bekommt, werden noch viele Jahre vergehen.

Über das Jahr 2024 hinausgehend seien Prognosen schwierig. Da die Bilanz aber noch hohe Summen an Wertpapieren aus EZB-Ankaufprogrammen aufweist, die nun abgebaut werden müssen, dürfte es wohl noch länger dauern, bis sich die bilanzielle Lage bei der Nationalbank wieder stabilisiert.

Sobald wieder Gewinne erzielt werden, würden diese zunächst zur Abdeckung vergangener Verluste verwendet werden, so Steiner weiter. Eine Gewinnausschüttung an die Republik sei daher erst wieder in den 2030-er Jahren wahrscheinlich. Bereits 2022 war der Bund leer ausgegangen, damals konnte die OeNB noch durch Auflösung von Rückstellungen einen Verlust in der Bilanz vermeiden.

2023 stand bei der OeNB unterm Strich ein Bilanzverlust von 2,06 Mrd. Euro. Grund war wie bereits im Jahr 2022 die ultralockere Geldpolitik im Euroraum der vergangenen Jahre, gefolgt von einem raschen Zinsanstieg im Zuge des Inflationsanstiegs.

Durch die über viele Jahre ultralockere Geldpolitik der Europäischen Zentralbank (EZB) hat die OeNB viele Wertpapiere mit eher niedriger Verzinsung in der Bilanz. Die Zinserträge daraus lagen 2023 bei 494 Mio. Euro. Auf der Passivseite muss die Notenbank jedoch aufgrund des seit 2022 gestiegenen Zinsniveaus höhere Zinsen an die Geschäftsbanken für ihre Einlagen bei der Notenbank zahlen. Die Zinsaufwendungen lagen daher bei minus 3,48 Mrd. Euro.

Um diesen sogenannten "Asset-Liability-Mismatch" zu dämpfen, sprach sich OeNB-Gouverneur Robert Holzmann einmal mehr für eine Anhebung der Mindestreserve-Anforderungen für Banken aus. Banken müssen bei der Nationalbank eine Mindestreserve halten. Aktuell liegt diese bei einem Prozent der Kundeneinlagen einer Bank, die Verzinsung dessen hat die EZB bereits auf null Prozent gesenkt.

Den Satz könnte man auf 5 bis 10 Prozent erhöhen, so Holzmann. Damit würden sich die Gesamtzinszahlungen der Währungshüter an Banken reduzieren. Aus Sicht der Banken sei das jedoch wie eine Steuer, so Holzmann.

Die OeNB selbst macht das negative Ergebnis aber nur bedingt Sorgen. "Ob eine Zentralbank Gewinne oder Verluste macht, ist ein nachrangiges Ergebnis ihres Mandats", sagte Holzmann. Die Finanzkraft und Handlungsfähigkeit würde das nicht beeinträchtigen. Auch für die heimische Bevölkerung habe die negative Bilanz der OeNB keine Auswirkung, sagte Steiner.

Im Hinblick auf die Stabilität des heimischen Bankensystems zeigte sich die OeNB heute weiter zuversichtlich. Trotz des herausfordernden Umfeldes wegen des Ukraine-Kriegs, höherer Inflation und konjunktureller Schwächephase seien die Bilanzen der Institute solide. Die Quote notleidender Kredite (NPL) sei zwar im Zuge einer höheren Zahl an Insolvenzen etwas angestiegen, es sei aber nicht besorgniserregend. Eine gute Kapital- und Liquiditätsausstattung bleiben aber auch in Zukunft wesentlich, sagte Vize-Gouverneur Gottfried Haber.

Zur Kreditvergabe der Banken wies die Nationalbank darauf hin, dass die Zahl variabel verzinster Kredite in Österreich Ende 2023 wieder bei über 50 Prozent lag. Variabel verzinste Kredite bergen immer ein Risiko für die Kreditnehmer. Seit der strengeren Vergaberegeln, die Mitte 2022 eingeführt wurden, hätten sich die Vergabestandards für Wohnkredite aber deutlich verbessert, so Haber.

OeNB rechnet nach Rezession 2023 heuer wieder mit leichtem Wachstum

Nach der Rezession des vergangenen Jahres sieht die Oesterreichische Nationalbank (OeNB) für heuer wieder ein moderates Wachstum. Zurückzuführen sei die erwartete Erholung vor allem auf eine stärkere Konsumnachfrage, während die Investitionen dagegen erneut schrumpfen dürften. Bei der Inflation prognostiziert die OeNB für heuer einen Rückgang der durchschnittlichen Jahresinflation von 7,7 auf 3,6 Prozent.

Für das Bruttoinlandsprodukt (BIP) wird nach einem Minus von 0,7 Prozent im vergangenen Jahr für heuer ein Plus von 0,5 Prozent vorausgesagt. Für 2025 beläuft sich die Schätzung auf plus 1,8 Prozent.

Die Inflation dürfte indessen heuer auf 3,6 Prozent zurückgehen und sich auch in den kommenden beiden Jahren immer näher an die von der Europäischen Zentralbank (EZB) angestrebte Marke von 2 Prozent annähern. Für 2025 rechnet die Nationalbank mit einer durchschnittlichen Teuerung von 2,7 Prozent, für 2026 dürfte die Inflation weiter auf 2,3 Prozent absinken.

Zu den bereits Mitte März veröffentlichen Konjunkturprognosen der OeNB gab es somit keine Veränderung.

OeNB setzt sich für stabile Bargeld-Versorgung in Österreich ein

Die Oesterreichische Nationalbank (OeNB) sorgt sich um schleichende Tendenzen, die die Wahlfreiheit bei den Zahlungsmitteln einschränken könnten und setzt sich daher für eine stabile Bargeld-Versorgung in Österreich ein. Die Zahl der Bankomaten in Österreich habe sich von 2022 auf 2023 um 510 Stück bzw. um 5,6 Prozent auf 8.655 Bankomaten reduziert. Seit 2021 sinke die Zahl kontinuierlich. Dabei sei Bargeld "so beliebt wie eh und je", sagte OeNB-Direktor Eduard Schock.

Rund 95 Prozent könnten sich eine Welt ohne Bargeld nicht vorstellen, für zwei Drittel soll es seine aktuelle Bedeutung behalten, so Schock. Dennoch sinke nicht nur die Zahl der Bankomaten, sondern auch der Anteil des Bargeldes an allen Transaktionen. 2016 lag der Anteil noch bei 82 Prozent, im vergangenen Jahr waren es schon nur noch 63 Prozent. Dafür legten Kartenzahlungen auf 30 Prozent zu, von 11 Prozent im Jahr 2016, geht aus den Daten der OeNB hervor.

"Wir haben als OeNB frühzeitig erkannt, dass es bei uns auch Entwicklungen gibt, die Bargeld zurückdrängen", sagte Schock. Damit die Wahlfreiheit des Zahlungsmittels aber weiterhin uneingeschränkt erhalten bleibt, will sich die OeNB für eine stabile Versorgung der Bevölkerung mit Bankomaten einsetzen. Dafür sei ein "Bargeld-Board" gegründet worden, das gemeinsam mit den Geschäftsbanken an einem "Bargeld-Grundversorgungsmodell" arbeite.

"Unser Modell zielt auf die flächendeckende Versorgung mit Bankomaten ab", so Schock. Das heißt, dass rund zwei Drittel der Bevölkerung in Österreich (66,9 Prozent) einen Bankomaten in Reichweite von einem Kilometer haben sollen, 82,6 Prozent einen innerhalb von 2 Kilometern und 97,1 Prozent einen Bankomaten in Reichweite von 5 Kilometern haben sollen.

Sogenannte Cashback-Möglichkeiten wie die Bargeldbehebung im Supermarkt sind dabei nicht berücksichtigt, sie sollen lediglich als Ergänzung dienen. Die Praxis zeige auch, dass diese Angebote nur sehr spärlich angenommen werden würden.

Mit den Banken befinde sich die OeNB zu dem Projekt derzeit noch in der Diskussionsphase, Schock hofft aber auf eine Einigung noch vor dem Sommer. Eine gesetzliche Grundlage, die die Banken zu einer solchen Versorgung verpflichten würde, gebe es zwar nicht, aber man hoffe auf eine "Memorandum of Understanding", bei dem sich die Banken selbst zu einer flächendeckenden Versorgung mit Bankomaten verpflichten. "Ich bin zuversichtlich, dass es zu einem erfolgreichen Ergebnis kommen wird", sagte Schock.

Franz Rudorfer, Geschäftsführer der Bundessparte Bank und Versicherung der WKÖ, zeigte sich am Freitag verwundert über die Sorgen der Nationalbank zur Bargeldversorgung. Es werde hier ein "Gewitter erzeugt, dass es gar nicht gibt", so Rudorfer gegenüber der APA. Österreich habe im europäischen Vergleich einen "Stockerlplatz" bei der Bargeldversorgung, neben zahlreichen Bankomaten gebe es auch die Möglichkeit bei Supermärkten oder im Lokalen Geld zu beheben. Wichtig sei seiner Meinung nach für die Menschen nicht, wo genau das Geld rauskomme, sondern nur, dass sie an ihr Geld kommen würden.

(APA)

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Bildquelle: OeNB
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