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02.04.2025 13:44:00
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wiiw: US-Zölle auf Autos Hiobsbotschaft für Branche
"Innerhalb der EU dürfte die Slowakei am meisten leiden, da die Automobilindustrie mit knapp einem Drittel der Wirtschaftsleistung dort den größten Anteil am BIP aufweist", so wiiw-Experte Robert Stehrer. "Mexiko, Kanada, Südkorea und Japan werden außerhalb Europas noch stärker betroffen sein."
Das BIP im kleinen östlichen Nachbarland dürfte um 0,3 Prozent sinken. In Ungarn prognostiziert das wiiw ein Minus von 0,16 Prozent, in Deutschland minus 0,12 Prozent sowie Schweden und Tschechien je minus 0,1 Prozent. Bei den Exporten erwartet das Institut in der Slowakei ein Minus von 1,1 Prozent, in Ungarn minus 0,4 und in Deutschland sowie Schweden jeweils minus 0,3 Prozent. "Einzelne Regionen und Autokonzerne in der EU dürften Trumps Zölle erheblich härter treffen, als diese generellen Zahlen zu bestimmten Ländern nahelegen."
"Wirtschaftliche Folgen insgesamt nicht verheerend"
"Auch wenn die wirtschaftlichen Folgen für die EU insgesamt nicht verheerend ausfallen werden, dürften Trumps Zölle die EU-Staaten mit einer starken Auto- beziehungsweise Autozulieferindustrie hart treffen", so Stehrer. Das schwache Wirtschaftswachstum werde weiter gedämpft oder die Rezession in Österreich und Deutschland verschärft.
"Hiobsbotschaft für Branche"
Für die "angeschlagene Branche" selbst handle es sich um "eine weitere Hiobsbotschaft". Sie kämpfe bei Elektroautos bereits mit harter Konkurrenz aus China, mangelnder Wettbewerbsfähigkeit und Versäumnissen beim Umstieg auf die E-Mobilität. "Damit wird sich auch die Politik auf Ebene der EU und der Nationalstaaten beschäftigen müssen", so der wiiw-Ökonom.
Wifo: Nur drei Prozent der EU-Produktion betroffen
Ökonom Marcus Scheiblecker vom Wirtschaftsforschungsinstitut (Wifo) bekräftigte im Ö1-"Morgenjournal", dass von Zollerhöhungen niemand etwas habe. Höhere Zölle würden allerdings nur drei Prozent der gesamten EU-Produktion betreffen. "So gesehen sind die gesamtwirtschaftlichen Auswirkungen für die EU nicht so hoch." Aber, so auch Scheiblecker: "Einzelne Branchen wird es sicherlich schwerer treffen."
"Laut einigen Studien kommt sogar für die heimische Inflationsrate 'was Negatives raus", sagte Scheiblecker im ORF-Radio. "Wenn die EU-Länder ihre Sachen nicht mehr in den USA verkaufen können, werden sie es am heimischen Markt wahrscheinlich verkaufen." Den USA drohe ein "kräftiger Inflationsanstieg, weil aus allen Ländern, wo importiert wird, werden die Waren teurer."
Abfederungsmaßnahmen im Vorfeld
Die Unternehmensberatung Deloitte hat am Mittwoch unterdessen eine Umfrage veröffentlicht, wonach der Großteil der österreichischen Unternehmen wirtschaftlich von den schon eingeführten neuen Zöllen auf Aluminium und Stahl betroffen ist. Aber schon alleine die triste allgemeine wirtschaftliche Lage sorge für Pessimismus unter den 80 befragten, heimischen Finanzchefinnen und -chefs. "Obwohl die österreichische Wirtschaft mittlerweile krisenerprobt ist, sind die Aussichten für die Zukunft alles andere als rosig", schreibt Deloitte auf Basis der Umfrage.
"Zwei Drittel der Befragten gehen davon aus, dass sich die Zölle zeitnah auf das eigene Geschäft auswirken werden", so Gerhard Marterbauer von Deloitte Österreich in einer Aussendung. "Immerhin 40 Prozent der Betroffenen haben bereits im Vorfeld Maßnahmen getroffen, um die Folgen der Zölle etwas abzufedern." Weitere 13 Prozent hätten solche Vorbereitungen in Planung.
Hattmannsdorfer berät mit Exportindustrie über Reaktion auf US-Zölle
Angesichts der von US-Präsident Donald Trump angedrohten neuen Zölle, die er heute im Detail vorstellen will, werden Wirtschaftsminister Wolfgang Hattmannsdorfer (ÖVP) und IV-Präsident Georg Knill morgen (Donnerstag) mit wichtigen Exportunternehmen die möglichen Auswirkungen auf die österreichische Wirtschaft analysieren und beraten, wie man darauf reagieren sollte. Am kommenden Montag befasst sich ein außerordentlicher EU-Handelsministerrat in Luxemburg mit dem Thema.
An dem Treffen am Donnerstagvormittag im Haus der Industrie in Wien wird neben Vertretern wichtiger Exporteure auch der Handelsökonom Harald Oberhofer von der Wirtschaftsuniversität Wien teilnehmen. Ziel des Treffens sei auch die Vorbereitung der österreichischen Positionierung beim Handelsministerrat am Montag, sagte Hattmannsdorfer vor Journalisten in Wien.
"Ein Handelskrieg bringt niemandem etwas - weder den USA noch Europa", sagte der Wirtschaftsminister. "Ziel muss immer eine Rückkehr an den Verhandlungstisch sein. Aber wir dürfen nicht erst reagieren, wenn es zu spät ist." Die EU sei der größte Binnenmarkt der Welt, "und genau diese gemeinsame wirtschaftliche Kraft müssen wir jetzt gezielt nützen, um unsere Interessen wirksam zu vertreten".
Industrie befürchtet "immense wirtschaftliche Schäden"
Knill warnte davor, dass ein eskalierender transatlantischer Handelskonflikt "immense wirtschaftliche Schäden für beide Seiten sowie das globale Handelsgefüge" zur Folge hätte. Exportorientierte Volkswirtschaften wie Deutschland oder Österreich wären besonders betroffen, so der IV-Präsident. "Für die österreichische Industrie braucht es auf die neuen US-Zölle jedenfalls eine Antwort der EU, die unter Maßgabe der Verhältnismäßigkeit erfolgen sollte und die österreichische und europäische Industrie nicht überbordend belasten darf."
Die USA sind für Österreich der zweitwichtigste Exportmarkt mit einem Ausfuhrvolumen von 16,2 Mrd. Euro, was einem Anteil von 8,5 Prozent der Exporte entspricht. Nur Deutschland ist mit einem Volumen von 56,8 Mrd. Euro und einem Anteil von 29,7 Prozent noch wichtiger.
APA

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