31.10.2023 10:36:43
|
DIW: Erholung der Wirtschaft verzögert sich weiter
Von Andreas Kißler
BERLIN (Dow Jones)--Das Konjunkturbarometer des Deutschen Instituts für Wirtschaftsforschung (DIW) liegt im Oktober nach Angaben des Instituts bei 88,1 Punkten. Gegenüber September habe sich der Wert damit noch einmal geringfügig verringert und liege weiterhin merklich unter der neutralen 100-Punkte-Marke, die ein durchschnittliches Wachstum der deutschen Wirtschaft anzeige. "Nachdem diese im dritten Quartal 2023 wohl leicht geschrumpft ist, bleiben die konjunkturellen Aussichten auch für das laufende vierte Quartal verhalten", betonte das DIW. Weiterhin belasteten die schwächelnde Weltwirtschaft, die hohen Zinsen sowie die im Vergleich zur Zeit vor dem Krieg in der Ukraine höheren Energiepreise die deutsche Wirtschaft.
Zudem hätten die ohnehin schon hohen geopolitischen Risiken durch den Krieg im Nahen Osten noch einmal zugenommen. "Die deutsche Wirtschaft tritt aktuell auf der Stelle, die Hemmschuhe Zinsen, hohe Energiepreise und schwache Auslandsnachfrage sind momentan einfach zu groß", sagte Geraldine Dany-Knedlik, Co-Leiterin des Bereichs Prognose und Konjunkturpolitik. "Zwar gibt es vor allem für nächstes Jahr Hoffnung, dass sich angesichts steigender Löhne und abnehmender Inflation der Konsum erholt - aber das ist Zukunftsmusik", so Timm Bönke, Co-Leiter des DIW-Konjunkturteams. Noch hielten sich Verbraucher und Unternehmen bei Anschaffungen zurück.
Eine zaghafte konjunkturelle Aufhellung zeichne sich allerdings ab. Zwar habe sich die Lage in der Industrie über die Sommermonate zunehmend verschlechtert, die Talsohle dürfte allerdings nunmehr erreicht sein. Die Auftragseingänge seien zuletzt gestiegen und die Geschäftserwartungen haben sich im Oktober leicht aufgehellt. Dies nähre die Hoffnung auf einen allmählich einsetzten Aufschwung. Ein dynamisches Wachstum sei aber nicht zu erwarten. Weiterhin belaste die schwache Außennachfrage die exportorientierte deutsche Industrie, und die höheren Zinsen dämpften die Investitionen.
Bei den Dienstleistungen sei die Lage wie schon in den vergangenen Monaten etwas besser und die Geschäftserwartungen hätten sich zuletzt auch stärker aufgehellt als in der Industrie. Der schrittweise Rückgang der Inflation und die steigenden Nominallöhne dürften die Kauflaune der Menschen zunehmend stützen. Stabilisierend wirke zudem die Lage auf dem Arbeitsmarkt. Auch wenn sich die Einstellungsbereitschaft der Unternehmen verringert habe, bleibe die Nachfrage nach Arbeitskräften angesichts des verbreiteten Arbeitskräftemangels robust. "Insgesamt zeigt sich die deutsche Wirtschaft angesichts der vielen Gegenwinde zwar widerstandsfähig", so DIW-Konjunkturexperte Guido Baldi. "Ein kräftiges Wachstum ist aber noch nicht in Sicht."
Kontakt zum Autor: andreas.kissler@wsj.com
DJG/ank/mgo
(END) Dow Jones Newswires
October 31, 2023 05:37 ET (09:37 GMT)

Wenn Sie mehr über das Thema Aktien erfahren wollen, finden Sie in unserem Ratgeber viele interessante Artikel dazu!
Jetzt informieren!