24.04.2024 14:41:00

EcoAustria sieht großes Potenzial für Lohnnebenkostensenkung

Der wirtschaftsnahe Think Tank EcoAustria sieht viel Potenzial für eine Lohnnebenkostensenkung - die von arbeitnehmernahen Vertretern abgelehnt wird. Laut EcoAustria, das die Studie im Auftrag der Wirtschaftskammer erstellt hat, würde eine derartige Senkung 40.000 neue Jobs schaffen und die Wirtschaftsleistung um fünf Milliarden Euro steigern. Von 2009 bis 2022 seien die Lohnstückkosten hierzulande um 30 Prozent gestiegen, in Deutschland um 25 und im Euroraum um 17 Prozent.

Die Herbstprognose der Europäischen Kommission sage für Österreich einen kumulativen Anstieg der Lohnstückkosten von 2023 bis 2025 um 20,5 Prozent voraus, während für den Euroraum ein um 8 Prozentpunkte niedrigeres Wachstum prognostiziert werde. Weiters rechnete EcoAustria-Direktorin Monika Köppl-Turyna heute vor, dass Österreich überdurchschnittlich hohe Sozialversicherungs-Beiträge und Lohnsummenabgaben habe.

Je nach politischer Orientierung reichten die Reaktionen auf die Berechnungen heute von Jubel bis Kritik. Die Industriellenvereinigung in Person von Generalsekretär Christoph Neumayer meinte: "Eine umfassende Senkung der Lohnnebenkosten ist daher dringend notwendig." Wirtschaftsbund-Generalsekretär Kurt Egger unterstrich: "Um unsere Wirtschaft zu stärken, ist es unabdingbar, jetzt zu handeln. Denn jeder Tag, den wir warten, ist ein verlorener Tag." Der Handelsverband meinte, eine Lohnnebenkostensenkung sei "alternativlos". WKÖ-Generalsekretär Karlheinz Kopf fordert nun eine rasche Entlastung, "denn wir haben keine Zeit zu verlieren". Unterstützung kam auch von den NEOS.

Kritik gab es am Mittwoch hingegen von Arbeitnehmervertretern. "Fast die Hälfte einer Lohnnebenkostensenkung würde an nur ein Prozent der Unternehmen gehen", beklagte ÖGB-Ökonom Mattias Muckenhuber und präzisiert: "Zu den größten Profiteuren würden zum Beispiel Banken und Versicherungen zählen, die in der Teuerungskrise die Gewinne ihres Lebens machen." Er rechnet vor, dass ein Kleinbetrieb mit fünf Beschäftigten, die 3.500 Euro brutto monatlich verdienen, sich bei einer Senkung der Lohnnebenkosten um einen Prozentpunkt gerade einmal 2.450 Euro jährlich sparen würde. AK-Direktorin Silvia Hruška-Frank wiederum warnte: "Lohnnebenkosten-Kürzungen schaden dem Standort Österreich. (...) Statt Löcher in den Standortfaktor Sozialstaat zu reißen und das Leben der arbeitenden Menschen zu verschlechtern, müssen endlich die schwarzen Schafe unter den Unternehmen in die Pflicht genommen werden."

Das politische Gegenstück zur wirtschaftsnahen EcoAustria, das gewerkschaftsnahe Momentum-Insitut, hielt fest: "Die oft aufgestellte Behauptung, dass durch eine Senkung der Unternehmensbeiträge die Unternehmen höhere Löhne auszahlen, hält einer empirischen Überprüfung nicht stand. Der überwiegende Anteil fließt in die Gewinne der Unternehmen. Man fettet auf Kosten der Steuerzahler:innen somit wohl die Gewinne der Unternehmen auf."

Wirtschaftskammer-General Kopf konterte: "Die positive Wirkung einer Lohnnebenkostensenkung zeigt die Studie (der EcoAustria, Anm.) schwarz auf weiß." Ein beträchtlicher Teil einer Lohnnebenkostensenkung würde sich durch die konjunkturbelebenden Effekte selbst finanzieren. Zudem gelte es, vorhandene Effizienzpotenziale zu heben und Finanzierungswege zu überdenken. "Lohnnebenkosten, die nicht unmittelbar mit Löhnen und Gehältern zu tun haben, sollten nicht mehr durch Arbeitgeberbeiträge, sondern aus dem allgemeinen Budget finanziert werden", erklärte Kopf.

stf/tpo

WEB https://news.wko.at/presse http://www.arbeiterkammer.at http://www.oegb.at https://www.momentum-institut.at/ https://ecoaustria.ac.at/

Eintrag hinzufügen
Hinweis: Sie möchten dieses Wertpapier günstig handeln? Sparen Sie sich unnötige Gebühren! Bei finanzen.net Brokerage handeln Sie Ihre Wertpapiere für nur 5 Euro Orderprovision* pro Trade? Hier informieren!
Es ist ein Fehler aufgetreten!