31.10.2023 14:31:45

EZB-Ratsmitglied Yannis Stournaras fürchtet Folgen des Nahost-Krieges

FRANKFURT (Dow Jones)--EZB-Ratsmitglied Yannis Stournaras warnt vor den möglichen kurz- und mittelfristigen Folgen des Krieges im Nahen Osten. Sollten ölproduzierende Länder in den Konflikt verwickelt werden, könnte dies "große Auswirkungen auf die Energiemärkte haben", sagte Stournaras im Interview mit dem Handelsblatt. Kurzfristig sei in diesem Szenario eine höhere Inflation denkbar, mittelfristig bestehe "die Gefahr einer Stagnation". "Das ist eine wirklich gefährliche Situation."

Auch die Turbulenzen auf dem Anleihemarkt beunruhigen den Notenbanker. Die Europäische Zentralbank (EZB) sei "besorgt" über den jüngsten Anstieg der Anleiherenditen auch der Eurozone, "und zwar umso mehr, wenn der Hauptgrund dafür nicht die Inflation oder ein höheres Wachstum sind, sondern vor allem eine ungünstige Haushaltsentwicklung", erklärte Stournaras. "Dieser Anstieg macht die geldpolitische, finanzielle und makroökonomische Straffung noch stärker."

EZB-Präsidentin Christine Lagarde hatte in der vergangenen Woche auf die Frage, ob die höheren italienischen Anleiherenditen im Rat diskutiert worden seien, geantwortet: "Die EZB hat alle Werkzeuge, um dafür zu sorgen, dass ihre Geldpolitik in allen Teilen des Euroraums ankommt."

Lagarde dürfte damit auf das Transmission Protection Instrument (TPI) anspielen, das einen gezielten Anlauf von Staatsanleihen einzelner Staaten und eng definierten Bedingungen ermöglicht. Sollte der Anstieg der Anleiherenditen allerdings auf eine "ungünstige Haushaltsentwicklung" zurückgehen, dürfte die EZB kaum das TPI aktivieren.

Stournaras sprach sich außerdem für ein vollständiges Ende der Zinserhöhungsprozesses aus. Die Zinsen seien "tief im restriktiven Bereich", was sich in vielen Bereichen der Wirtschaft stark auswirke. Der EZB-Rat hingegen hatte sich die Option weiterer Erhöhungen offengehalten. Eine Zinssenkung würde Stournaras in Betracht ziehen, sollte die Inflation "Mitte 2024 dauerhaft und nachhaltig die Schwelle von 3 Prozent unterschreiten".

Kontakt zum Autor: hans.bentzien@dowjones.com

DJG/hab/apo

(END) Dow Jones Newswires

October 31, 2023 09:32 ET (13:32 GMT)

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