23.09.2025 13:12:00
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FMA: "Keine Entwarnung" für den Gewerbeimmobiliensektor
Die Finanzmarktaufsicht (FMA) sieht weiterhin Risiken im österreichischen Gewerbeimmobiliensektor. "Wir hätten uns gewünscht, bald Entwarnung geben zu können, aber die Zahlen geben das noch nicht her", sagte Vorstand Helmut Ettl am Dienstag bei der FMA-Aufsichtskonferenz. Sorgen bereite insbesondere die Quote an notleidenden Krediten, die nach wie vor zu hoch sei. Eine Stabilisierung ortet die Behörde hingegen am privaten Immobilienmarkt.
Die FMA hat den Gewerbeimmobiliensektor schon länger im Visier, zumal die sogenannte NPL-Quote zuletzt kräftig gestiegen ist. Ende 2023 war sie bei Gewerbeimmobilien-Krediten noch bei knapp über 3 Prozent gelegen, vor einigen Monaten erreichte diese im Schnitt 5,4 Prozent. Im Sinne der Stabilität des Bankensektors müsse es daher das Ziel sein, hier "in die österreichische Normalität" zurückzukehren, so Ettl, der das Thema weiter "genau monitoren" will.
Verbessert habe sich unlängst hingegen die Nachfrage nach Wohnbaukrediten und damit die Lage am privaten Wohnimmobilienmarkt, wo Kredite wieder "nachhaltig" vergeben würden, wie FMA-Vorständin Mariana Kühnel zu Beginn der Konferenz festhielt. Die im Juli ausgelaufene KIM-Verordnung, die strengere Regeln für die Kreditvergabe vorgab, sei diesbezüglich aber nur ein "Puzzlestein", auch die gesunkenen Zinsen und steigende Einkommen hätten dafür entscheidende Impulse geliefert.
Oberbank-Generaldirektor: Banken haben sich keine Limits gesetzt
Die Besorgnis um den Gewerbeimmobiliensektor teilt Oberbank-Generaldirektor Franz Gasselsberger, der im Rahmen einer Podiumsdiskussion nicht mit Kritik am Bankensektor sparte. Einige Geldhäuser hätten keine Limits bei der Kreditvergabe entwickelt und sich in der Boomphase in falscher Sicherheit gewogen, was letztlich auch zu der hohen Quote an faulen Krediten geführt habe. Allerdings hätte auch die Aufsicht mehr Druck auf diese Banken ausüben können, befand er. Andererseits sei es auch keine Alternative, keine Finanzierungen zu machen - Banken müssten dabei nur vorsichtiger als in der Vergangenheit vorgehen.
Nadine Wiedermann-Ondrej vom Finanzmarkstabilitätsgremium und Roland Salomon von der FMA traten indes immer wieder geäußerten Vorwürfen entgegen, wonach die Aufsicht mit der KIM-Verordnung und anderen Vorgaben an die Banken zu spät auf die Immobilienkrise reagiert sowie die Kreditvergabe zu einem unnötigen Zeitpunkt abgewürgt habe - als die "Milch schon verschüttet war", wie es Gasselsberger formulierte. Beide wiesen darauf hin, dass die Aufsichtsbehörde schon vor einigen Jahren den Kontakt zu Banken gesucht und sie vor systemischen Risiken in der Niedrigzinsphase gewarnt habe. Dass nun Maßnahmen wie ein zusätzlicher Kapitalpuffer bei Gewerbeimmobilien-Krediten gelten und die Regeln der KIM-Verordnung weiter empfohlen werden, solle vor zusätzlichen Kreditausfällen schützen und weitere wirtschaftliche Schäden abwenden, argumentierten sie.
Geldwäschebekämpfung im Fokus der Aufsicht
Für rege Debatten sorgte bei der Aufsichtskonferenz auch das Thema Geldwäsche, Finanzbetrug und deren Bekämpfung. Gerade im Kryptobereich gebe es "täglich neue Betrugsfälle", da "ist die Bevölkerung noch anfällig", sagte Ettl eingangs. Seitens der Aufsicht sei in diesem Bereich schon "einiges geleistet worden", man werde aber weiter darauf achten müssen, dass über die Kryptowelt keine neue "Einflugschneise" für Geldwäsche geschaffen werde.
Hohe Erwartungen im Sinne der Geldwäsche-Bekämpfung setzt das FMA-Vorstandsduo in die Anti-Geldwäsche-Agentur AMLA, die heuer ihre Tätigkeit aufgenommen hat. Sie soll unter anderem neue kriminelle Muster bzw. Gefahren erkennen und die grenzüberschreitende Kooperation stärken. Deren Chefin, Bruna Szego, sieht den Aufbau der EU-Behörde jedenfalls auf Kurs: Bis Jahresende soll das Personal auf rund 120 Mitarbeitende verdoppelt werden, außerdem liefen die Vorbereitungen für weitere Aufgaben - darunter die Direktaufsicht über 40 grenzüberschreitend tätige Banken und andere Finanzinstitutionen ab 2028 - auf Hochtouren, so die italienische Juristin in ihrer Eröffnungsrede.
tpo/hel
WEB http://www.fma.gv.at

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