09.01.2024 11:59:00

Gewerbe und Handwerk skeptisch: Lage so trist wie im Coronajahr 2020

Die Vertreter von Gewerbe und Handwerk in der Wirtschaftskammer haben heute ein düsteres Bild des Vorjahres gezeichnet. Selbst zum Jahresende 2023 hin habe es keine Besserung gegeben. "Die Geschäftslage ist so trist wie im Coronajahr 2020. Erholung bzw. bessere Aussichten sind aus den Meldungen der Betriebe noch nicht herauslesbar, die Talsohle scheint noch nicht erreicht zu sein", so Renate Scheichelbauer-Schuster, Sparten-Obfrau in der WKÖ zum Ausblick 2024.

Die Real-Umsätze würden seit 2020 im Minus liegen. Es sei "höchste Zeit, die Konjunktur-Talfahrt zu stoppen". Grundsätzlich gelte, dass das reale Umsatzminus 2023 höher sein dürfte als im Coronajahr 2020. Und zum Jahresauftakt 2024 seien die Erwartungen ebenfalls weiterhin sehr gedämpft. Nur 12 Prozent der Betriebe würden Steigerungen bei Umsatz- oder Auftragsrückgängen erwarten, 50 Prozent hingegen Stagnation und 38 Prozent einen weiteren Rückgang, geht aus Zahlen der privaten KMU-Forschung Austria hervor.

"Die hochgesteckten Erwartungen um die Weihnachtszeit haben sich nicht erfüllt", so Christina Enichlmair von der KMU-Forschung am Dienstag vor Journalisten. "Wir hoffen dass im Laufe des Jahres 2024 wieder nach oben geht", meinte sie. In den Daten sei dies aber noch nicht sichtbar.

In den ersten neuen Monaten 2023 hätten insbesondere das Baugewerbe (minus 17 Prozent), der Holzbau (minus 16 Prozent) und das Kunststoffgewerbe (minus 9 Prozent) unter schwachen Auftragseingängen bzw. Umsätzen gelitten. Ganz anders sah es demnach im Lebensmittelgewerbe aus, wo es nominell - also ohne Einbeziehung der Inflation - ein Plus von 3,2 Prozent gegeben habe.

Handwerk und Gewerbe seien jedenfalls keine Preistreiber, die Preissteigerung in diesem Sektor habe im Vorjahr bei 6,5 Prozent gelegen, während es wertmäßig (nominal) ein Umsatzminus von drei Prozent gegeben habe. Real, (mengenmäßig) habe das Minus bei 9,5 Prozent betragen. Man beobachte seit 2020 durchgehend eine rückläufige Entwicklung.

"Alle Branchen des Gewerbe und Handwerks haben ein reales Minus", so Scheichelbauer-Schuster. Nach Umsatz betrachtet habe es im Schlussquartal 2023 einen massiven Einbruch bei Berufsfotografen (minus 55 Prozent) und Personaldienstleistern sowie im Sicherheitsbereich (minus 43 Prozent) und bei den Gesundheitsberufen (minus 41 Prozent) gegeben.

Der Fachkräftemangel bestehe weiterhin und könne nicht nur mit dem heimischen Arbeitskräftepotenzial abgedeckt werden. "Das kann sich einfach mit der Demografie nicht ausgehen. Wir brauchen unbedingt die entsprechend qualifizierten Mitarbeiter", erklärte Scheichelbauer-Schuster. "Wir brauchen Schwung, wir brauchen Stimmung und Elan", betonte sie. Grundsätzlich gelte aber: Der Fachkräftemangel sei nicht mehr so groß wie 2022, es gebe auch wieder mehr Betriebe die ihren Personalstand reduzierten.

Zum schwächelnden Immobilienmarkt und der Investitionsflaute meinte Bundessparten-Geschäftsführer Reinhard Kainz: "Es ist jetzt besser hier zu fördern als in ein oder zwei Jahren die Folgen der Lücke finanziell aufzuarbeiten zu müssen." Wie auch schon die Banken wiederholten auch heute die Wirtschaftsvertreter die Forderung nach einer Lockerung der Kreditvergabe-Kriterien für den Immobilienkauf.

stf/tpo

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