Starke Zahlen 17.04.2019 22:06:00

Netflix bei Umsatz und Gewinn besser als erwartet - Aktie unentschlossen

Netflix bei Umsatz und Gewinn besser als erwartet - Aktie unentschlossen

Dem weltweit führenden Online-Videodienst, der sich mit Serienhits wie "House of Cards" einen Namen machte und zuletzt auch mit Filmen wie "Bird Box" Erfolge feierte, steht ein verschärfter Konkurrenzkampf bevor. Neben etablierten Rivalen wie Amazon oder Hulu drängen mit Walt Disney und Apple neue Kontrahenten in den boomenden Markt für Fernsehen im Internet. Just in dieser kritischen Phase hebt Netflix die Preise an - ein riskantes Manöver. Doch bange ist Vorstandschef Reed Hastings nicht.

Bislang gibt es dafür auch keinen Grund. Im ersten Quartal gewann Netflix unterm Strich 9,6 Millionen neue Bezahlabos hinzu, wie das Unternehmen am Dienstag nach US-Börsenschluss mitteilte. Insgesamt brachte es Netflix Ende März auf knapp 149 Millionen bezahlte Mitgliedschaften. Allerdings kamen zuletzt nur noch 1,7 Millionen neue Kunden im wichtigen US-Heimatmarkt hinzu, wo jüngst - wie auch in Deutschland - Preiserhöhungen angekündigt worden waren. Das dürfte das Nutzerwachstum im laufenden Vierteljahr spürbar bremsen.

Für dieses Quartal stellte Netflix 5 Millionen neue Mitgliedschaften in Aussicht und enttäuschte damit die Erwartungen der Experten.

Geschäftlich lief es rund: Netflix steigerte die Erlöse im Auftaktquartal im Jahresvergleich um mehr als 22 Prozent auf 4,5 Milliarden Dollar. Der Gewinn kletterte von 290 Millionen auf 344 Millionen Dollar (305 Mio Euro).

Damit wurden die Prognosen der Wall-Street-Analysten bei den Finanzergebnissen klar übertroffen. Dennoch lässt sich nicht ignorieren, dass das Marktumfeld für Netflix ungemütlicher werden dürfte. Mit Disney und Apple blasen neue - sehr finanzstarke - Rivalen zum Angriff auf den Streaming-Marktführer. Sowohl der Micky-Maus-Konzern aus Hollywood als auch der iPhone-Riese aus dem Silicon Valley stellten jüngst Konkurrenzangebote vor, die keinen Zweifel an großen Ambitionen ließen. Zudem bläst WarnerMedia zur Attacke, das jetzt mit seinem renommierten Bezahlsender HBO ("Game of Thrones") unter dem Konzerndach des Telekom-Imperiums AT&T steht.

Netflix-Chef Hastings ist sich im Klaren darüber, was auf sein Unternehmen zukommt, gibt sich jedoch kämpferisch. Im Brief an die Aktionäre bezeichnete er Apple und Disney als "Weltklasse-Marken", mit denen sich Netflix jedoch gerne messen wolle. Er gehe nicht davon aus, dass die neuen Kontrahenten das Wachstum von Netflix wesentlich beeinträchtigen. "Wir glauben, dass wir alle weiterwachsen werden, da wir mehr in Inhalte investieren und unsere Services verbessern", so Hastings. Der Top-Manager hatte bereits in der Vergangenheit betont, dass der Streaming-Markt groß genug für mehrere Wettbewerber sei.

Anleger haben die jüngsten Geschäftszahlen und Prognosen des Streaming-Anbieters eher ernüchtert aufgenommen. Nachdem die Aktien im frühen Handel am Mittwoch zunächst um mehr als 2 Prozent gestiegen waren, drehten sie in einem freundlichen Börsenumfeld ins Minus und verloren bis Handelsschluss 1,29 Prozent auf 354,84 US-Dollar.

Netflix habe die hohen Erwartungen nicht ganz erfüllt, schrieben die Analysten der Bank Credit Suisse. Während die Finanzkennziffern für das erste Quartal positiv überrascht hätten und die Zahl neuer Abonnenten einen Rekordwert erreicht habe, falle die für das zweite Quartal angepeilte Neukundenzahl enttäuschend aus. Für letzteres spielten auch Preiserhöhungen in mehreren Ländern wie Mexiko, Brasilien und Deutschland eine Rolle, die für rund 40 Prozent der ausländischen Abonnenten stünden.

Laut Analyst Eric Sheridan von der Bank UBS hatte das erste Quartal Positives und Negatives zu bieten. Insgesamt war von einem starken Jahresauftakt, aber einem gedämpften Ausblick auf die Entwicklung der Nutzerzahlen im zweiten Quartal die Rede. In diesem Zeitraum rechnet Netflix mit einer enttäuschenden Zahl von lediglich 5 Millionen neuen Abonnenten.

Zuletzt mehrten sich dann aber Analystenkommentare, die diese Zahl als nicht so gravierend werteten. So gibt sich Douglas Anmuth von JPMorgan optimistisch mit dem Argument, dass Netflix im zweiten Halbjahr besonders starke Film- und Serienangebote zu bieten habe. Er glaubt daher auch nicht, dass ein erst vor kurzem von Walt Disney vorgestellter Streaming-Dienst zur Gefahr für Netflix werde. Auch Mark Mahaney von RBC ging in einer Studie für Netflix von einer weiterhin beschleunigen Abonnentenzahl aus.

Bereits am Vortag hatte es Vorschusslorbeeren für die Aktien gegeben: Eine Hochstufung durch die Experten der Deutschen Bank hatte Netflix-Papiere um 3 Prozent zulegen lassen. Analyst Bryan Kraft hatte sich sehr optimistisch für das Wachstum der Abonnentenzahlen gezeigt und die Aktie daher zum Kauf empfohlen.

/hbr/DP/fba/tih/bek/mis

LOS GATOS (dpa-AFX)

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Bildquelle: Netflix,pixinoo / Shutterstock.com
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