29.01.2018 20:36:40

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Börsen-Zeitung: Kein Allheilmittel, Kommentar zu European Safe Bonds

von Mark Schrörs

Frankfurt (ots) - Es klingt fast zu schön, um wahr zu sein: Mit

einer neuartigen Assetklasse, den Sovereign Bond-Backed Securities

(SBBS), soll in Euroland das Volumen an sicheren Papieren steigen,

der Staaten-Banken-Nexus gelockert und die Eurozone

widerstandsfähiger werden - und das alles auch noch ohne

Vergemeinschaftung der Staatsschulden wie bei Euroland-Bonds. Und in

der Tat ist eine gehörige Portion Skepsis angebracht gegenüber der

Idee, Euro-Staatstitel zu bündeln und in Tranchen mit

unterschiedlicher Seniorität zu verkaufen. Wer die Eurozone

krisenfest(er) machen will, muss aber auch der Versuchung

widerstehen, gleich wieder alles in Bausch und Bogen zu verdammen.

Die SBBS oder auch ESBies (European Safe Bonds) könnten für mehr

"safe assets" in Euroland sorgen. Das rechnen zumindest einige

renommierte Ökonomen vor - und das wäre unbestreitbar ein Vorteil.

Allerdings ist der Effekt unsicher, und im schlimmsten Fall könnte

das Angebot sogar knapper werden. Die Fürsprecher argumentieren

zudem, die Titel könnten helfen, den Haftungsverbund von Staaten und

Banken zu lockern und destabilisierende Kapitalflüsse zu verhindern.

Aber auch das ist keineswegs garantiert: In Krisen könnte die

Nachfrage nach der riskanten Junior-Tranche wegbrechen - was den

Anleihemarkt in Turbulenzen stürzen könnte. Und dann könnte rasch der

politische Druck auf die Europäische Zentralbank oder den

Euro-Rettungsschirm ESM wachsen, den Markt zu stabilisieren. Nicht

zuletzt darauf gründet sich die Sorge in Deutschland, mit SBBS würden

"durch die Hintertür" Euroland-Bonds eingeführt.

Die Vordenker des Vorschlags dürfen solche Bedenken nicht

leichtfertig abtun. Entscheidend ist letztlich ohnehin das Interesse

von Investoren, und von der Seite gab es bislang viele skeptische bis

kritische Kommentare. Es ist also keineswegs sicher, ob die Idee

fliegt - und ganz sicher wären SBBS kein Allheilmittel.

Trotzdem sollten sich auch die Kritiker den Argumenten und dem

generellen Problem stellen, statt mit der "Keine Euro-Bonds"-Keule

jegliche Debatte zu beenden. Der Vorschlag unterscheidet sich ganz

grundsätzlich von Euroland-Bonds. Eine große Herausforderung bestünde

vielmehr darin, auch implizite Haftungsrisiken auszuschließen.

Die Debatte über SBBS wird sich zudem einfügen in die nötige

generelle Diskussion zwischen Deutschland und Frankreich über die

Zukunft der Währungsunion. Da braucht es Sachlichkeit und

Ernsthaftigkeit. Jeder sollte großes Interesse daran haben, die

Eurozone für die nächste Krise besser zu wappnen - oder noch besser:

eine solche Krise unwahrscheinlicher zu machen.

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