06.03.2025 09:01:40

OTS: KfW / KfW Research: Immer mehr mittelständische Unternehmen verzichten ...

KfW Research: Immer mehr mittelständische Unternehmen verzichten auf

Kreditaufnahme

Frankfurt am Main (ots) -

- Anteil von Mittelständlern, die Investitionskredite nutzen, hat sich binnen 20

Jahren fast halbiert

- Keine Kreditklemme, sondern sinkende Nachfrage

- Veränderte Einstellung zum Thema Verschuldung

Immer mehr mittelständische Unternehmen in Deutschland verzichten bei der

Finanzierung ihrer Investitionen auf Bankkredite. Der Anteil investierender

Mittelständler, die auf Bankkredite zurückgegriffen haben, hat sich in den

vergangenen 20 Jahren nahezu halbiert - von 40 Prozent im Jahr 2004 auf 23

Prozent im Jahr 2023.

Die Ursachen dieses Rückgangs liegen eher in einem Nachfrageschwund als in

Restriktionen im Kreditangebot. So führten vor der Finanzkrise im Jahr 2009 noch

deutlich mehr als ein Drittel der Mittelständler mit geplanten

Investitionsvorhaben Kreditverhandlungen mit Banken und Sparkassen. Im Jahr

2006, als die Europäische Zentralbank eine geldpolitische Straffung einleitete,

lag der Wert sogar bei 47 Prozent. Seit 2014 sind aber kontinuierlich weniger

Unternehmen überhaupt bereit zu Kreditverhandlungen. Im Jahr 2023 lag der Wert

mit 25 Prozent so niedrig wie nie zuvor.

Das haben vergleichende Auswertungen des repräsentativen KfW-Mittelstandspanels

ergeben. Für das Panel befragt KfW Research seit 2002 jedes Jahr kleine und

mittlere Unternehmen aus allen Wirtschaftszweigen und Größenklassen. An der

jüngsten Erhebung haben sich rund 10.000 Unternehmen beteiligt.

Die sinkende Neigung der Mittelständler zu Kreditverhandlungen ist insbesondere

im Zeitraum 2014 bis 2021 überraschend, da die Zinsen damals außerordentlich

niedrig waren und der Kreditzugang gut. So stieg etwa die Erfolgsquote der

Unternehmen, die Kreditverhandlungen über Investitionskredite führten, von 47

Prozent im Jahr 2009 auf 67 Prozent im Jahr 2021.

Es gibt verschiedene Erklärungsansätze für die seit Jahren sinkende Nachfrage

des Mittelstands nach Krediten. Dazu gehören:

- Hohe Eigenkapitalquote: Seit Beginn des Jahrtausends haben deutsche

Unternehmen sich verstärkt um eine Konsolidierung ihrer Bilanzen bemüht.

Getrieben wurde dies auch durch neue Eigenkapitalvorschriften für Banken, die

den Kreditzugang erschwerten. Unternehmen haben ihre Eigenkapitalquoten

seitdem kontinuierlich erhöht: Während die durchschnittliche Eigenkapitalquote

im Mittelstand 2002 noch 18,4 Prozent betrug, lag sie 2023 bei 30,6 Prozent.

Viele Unternehmen wollen inzwischen Investitionen aus eigener Kraft stemmen

und sich nicht verschulden. So gaben 36 Prozent der mittelständischen

Unternehmen 2023 an, auf einen Kredit zur Investitionsfinanzierung zu

verzichten, um Schulden zu vermeiden.

- Steigendes Inhaberalter: Im Jahr 2024 waren 54 Prozent der mittelständischen

Unternehmerschaft 55 Jahre oder älter. Vor 20 Jahren waren es lediglich 20

Prozent. Frühere Analysen haben gezeigt, dass ältere Unternehmensinhaber bei

der Finanzierung von Investitionen zurückhaltender sind als jüngere. Das kann

damit zu tun haben, dass sie vor dem Ausscheiden aus dem Unternehmen keine

langfristigen finanziellen Verpflichtungen eingehen wollen, oder dass sie noch

keinen Nachfolger gefunden haben und die Zukunft des Unternehmens offen ist.

- Höhere regulatorische Anforderungen: Infolge der gestiegenen Bankenregulierung

benötigen die Kreditinstitute von ihren Schuldnern deutlich mehr Informationen

als früher. Damit ist nicht selten ein höherer finanzieller und zeitlicher

Aufwand bei der Kreditantragstellung für die Unternehmen verbunden. Auch dies

könnte ein Grund dafür sein, wieso sie von einer Kreditfinanzierung Abstand

nehmen.

"Der schleichende Rückzug der Unternehmen lässt sich schon länger beobachten.

Zuletzt haben drei Viertel der mittelständischen Investoren gänzlich auf

Bankkredite verzichtet. Es ist allerdings unklar, wie dauerhaft diese

Zurückhaltung anhalten wird", sagt Dr. Michael Schwartz, Mittelstandsexperte bei

KfW Research. "Grundsätzlich sind Finanzierungsfragen unternehmensspezifische

Entscheidungen, ein generelles Falsch oder Richtig gibt es nicht. Werden

Investitionen allerdings nicht angegangen oder verschoben, weil eine

Fremdfinanzierung im Allgemeinen oder eine Kreditfinanzierung im Speziellen

nicht gewollt ist, so kann das langfristig negative Folgen für die

Wettbewerbsfähigkeit eines Unternehmens haben."

Weiter sagt Schwartz: "Deutschland steht gerade jetzt vor vielfältigen

Herausforderungen. Insbesondere bei der Finanzierung von großvolumigen

Transformationsprojekten spielt der Einsatz von Fremdkapital eine wichtige

Rolle. Eine breite ablehnende Haltung gegenüber Bankkrediten könnte sich daher

bremsend auf die Transformationsanstrengungen des Landes auswirken."

Die Studie ist abrufbar unter http://www.kfw.de/fokus

Die KfW unterstützt im Auftrag des Bundes den Mittelstand mit zahlreichen

Förderprogrammen. Weitere Informationen unter Förderung für Unternehmen | KfW (h

ttps://www.kfw.de/inlandsfoerderung/Unternehmen/?kfwmc=kom.presse.pm.na.na.stand

ardtext&wt_cc1=anlass&wt_cc2=na)

Pressekontakt:

KfW, Palmengartenstr. 5 - 9, 60325 Frankfurt

Konzernkommunikation und Markensteuerung (KK), Nina Luttmer,

Tel. +49 69 7431 41336

E-Mail: mailto:nina.luttmer@kfw.de, Internet: http://www.kfw.de

Weiteres Material: http://presseportal.de/pm/41193/5984738

OTS: KfW

Eintrag hinzufügen
Hinweis: Sie möchten dieses Wertpapier günstig handeln? Sparen Sie sich unnötige Gebühren! Bei finanzen.net Brokerage handeln Sie Ihre Wertpapiere für nur 5 Euro Orderprovision* pro Trade? Hier informieren!
Es ist ein Fehler aufgetreten!