30.05.2025 13:41:00

Experte: Euro-Einführung in Bulgarien wäre positiv für die Wirtschaft

Ab dem kommenden Jahr gehört Bulgarien aller Wahrscheinlichkeit nach als 21. Land dem Euroraum an. Nach Einschätzung des Wifo-Experten Atanas Pekanov dürfte das dem Land mehr Vor- als Nachteile bringen. Für Unternehmen erwartet er Kostenersparnisse und eine bessere Integration in die europäische Wirtschaft. Zudem dürfte sich die Bankenaufsicht verbessern. Auch aus Sicht der Rating-Agenturen dürfte das Land dadurch attraktiver werden.

"Der Euro-Eintritt ist kein Wundermittel, aber einer von vielen wichtigen Schritten, die man machen muss, um sich in die europäische Wirtschaft und die europäische Supply-Chain zu integrieren", sagte Pekanov im Gespräch mit der APA. Die bulgarischen Unternehmen seien stark mit der deutschen Autoindustrie und auch mit der österreichischen Industrie vernetzt, durch die Euro-Einführung würden künftig Kosten für die Währungsumwandlung von bulgarischen Lew auf Euro wegfallen. In Bulgarien sind vor allem österreichische Unternehmen aus dem Telekomsektor, Energiesektor und der Zulieferindustrie tätig.

Auch aus geldpolitischer Sicht sieht Pekanov Vorteile. Derzeit ist der bulgarische Lew mit einem fixen Wechselkurs an den Euro gekoppelt, die bulgarische Notenbank folgt der Geldpolitik der Europäischen Zentralbank (EZB). Derzeit gebe es also keine unabhängige Geldpolitik. Nach einer Euro-Einführung stünde Bulgarien aber ein Sitz im EZB-Rat zu. "Viele befürchten, dass wir an Souveränität verlieren durch den Euro-Eintritt, aber meiner Meinung nach gewinnen wir an Souveränität, weil wir nun an den Entscheidungen der EZB teilnehmen dürfen", so Pekanov. Zudem dürften auch Ratingagenturen eine Euro-Einführung positiv bewerten, meint der Wifo-Experte.

Steigende Preise als Risiko für Bevölkerung

Ein potenzielles Risiko einer Euro-Einführung sind dagegen steigende Preise für die Bevölkerung. Vor allem in den Monaten vor und nach der Einführung könnten Händler und Dienstleister ihre Preise grundlos erhöhen. Die Gefahr bestünde vor allem in kleineren Städten, wo es nur einen Anbieter gibt, der seine Marktposition diesbezüglich ausnützen könnte. "Hier müssen die Regierung und die Aufsichtsbehörden gut aufpassen", sagte Pekanov.

Seit 2018 arbeiten die Regierungen in Bulgarien schon intensiv an einer Euro-Einführung. Dafür müssen aber mehrere Kriterien erfüllt werden, darunter die Preisstabilität, an der es im Vorjahr scheiterte. Denn 2020 habe es aufgrund der Abhängigkeit von Energielieferungen einen Preisschock gegeben. Diesen zu überwinden habe mehrere Jahre gedauert. Nun stehen die Chancen, dass auch das Inflationskriterium erfüllt wird, aber deutlich besser.

Laut Insidern wird die EU-Kommission Bulgarien wahrscheinlich in der kommenden Woche den Weg für die Einführung des Euro ab Anfang 2026 ebnen. Sie erwarteten einen positiven Kommissionsbericht für Bulgarien, sagten hochrangige Vertreter des Euroraums zur Nachrichtenagentur Reuters.

bel/tpo

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