25.10.2024 11:13:39
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MARKT-AUSBLICK/DAX-Rally ist ins Stocken geraten
Von Manuel Priego Thimmel
FRANKFURT (Dow Jones)--Die Rally an den Börsen ist ins Stocken geraten. Zwar notiert der DAX mit rund 19.400 Punkten nur knapp unter seinem Allzeithoch von 19.675, neue Hochs scheinen aber aktuell kein Thema zu sein. Der jüngste Anstieg der Renditen an den Kapitalmärkten hat belastet. Daneben dürften sich die Anleger vor der US-Präsidentschaftswahl am 5. November nicht mehr weit aus dem Fenster lehnen.
Eine der Theorien für den Renditeanstieg ist die ausufernde Staatsverschuldung. Die Deutsche Bank geht davon aus, dass unabhängig davon, wer die US-Präsidentschaft oder den Kongress gewinnt, die Defizite in den Jahren 2026-28 in der Größenordnung von 7-9 Prozent liegen könnten - ein Niveau, das es außerhalb großer Kriege oder massiver wirtschaftlicher Schocks wie der großen Finanzkrise und Covid-19 noch nie gegeben habe. Aber nicht nur die USA haben ein Verschuldungsproblem.
Im Euroraum werden aggressivere Zinssenkungen eingepreist
Als weiterer möglicher Grund wird auf die schwindende Zinssenkungsfantasie in den USA verwiesen. Angesichts solider Wirtschaftsdaten gehen nur noch die wenigsten Beobachter davon aus, dass die US-Wirtschaft in eine Rezession abgleiten wird. Spannend wird die Bekanntgabe der US-Arbeitsmarktdaten am kommenden Freitag: Im Oktober dürfte der Stellenaufbau zwar merklich nachgelassen haben, was allerdings wegen Stürmen und Arbeitskämpfen vor allem auf Sonderfaktoren zurückzuführen sein dürfte.
Völlig anders stellt sich die Lage in der Eurozone dar. Gerade die Schwäche der deutschen Wirtschaft drückt das Wachstum der gesamten Region. Im Gegensatz zum Dollarraum werden nun aggressivere Zinssenkungen eingepreist. In der Zwischenzeit wird an den Märkten mit einer Wahrscheinlichkeit von 40 Prozent erwartet, dass die EZB im Dezember die Leitzinsen gleich um 50 Basispunkte senken wird. Das spricht, nebenbei bemerkt, gegen ein dauerhaft höheres Renditenniveau.
Bewertungsniveau von Aktien ambitioniert
Die in der kommen Woche anstehenden Verbraucherpreise aus der Eurozone dürften keine Argumente gegen einen großen EZB-Zinsschritt im Dezember liefern. Die Commerzbank rechnet mit einem Preisanstieg auf 1,9 von zuvor 1,7 Prozent. Damit würde die Inflation aber noch immer unter dem EZB-Ziel von 2 Prozent liegen. Grund für den Anstieg seien nicht mehr weiter fallende Energiepreise bzw steigende Lebensmittelpreise.
Ist es also Zeit, wieder Aktien zu kaufen? Einiges spricht dafür, dass es zunächst volatil weiter seitwärts gehen wird. Die Berichtssaison für das dritte Quartal ist bislang zwar recht ordentlich gelaufen, liefert aber keine echten Kaufargumente. Daneben scheint den Börsen nach der massiven Rally die Luft auszugehen. Der S&P-500 liegt seit Jahresbeginn mehr als 20 Prozent vorne, und das in der Zwischenzeit erreichte Bewertungsniveau ist mehr als ambitioniert.
Harris und Trump liefern sich ein Kopf-an-Kopf-Rennen
Hinzu kommt, dass sich die Anleger vor den US-Präsidentschaftswahlen am 5. November zurückhalten dürften. Kamala Harris und Donald Trump liefern sich ein Kopf-an-Kopf-Rennen. Während es für die US-Börsen vermutlich keine große Rolle spielen wird, welcher der beiden Kandidaten zum nächsten Präsidenten gekürt wird, ist dies insbesondere aus deutscher Sicht wohl nicht der Fall. Denn die von Trump angekündigten massiven Zölle könnten gerade für die deutschen Exportunternehmen zum Problem werden.
Charttechnisch ist im DAX bislang nichts angebrannt. HSBC spricht von einer "verdienten Verschnaufpause". Übergeordnet sei der Aufwärtstrend des Jahres 2024 weiterhin absolut intakt. Eine erste Unterstützung stelle die 200-Stunden-Linie bei aktuell 19.276 Punkten dar. Charttechnisch wesentlich bedeutender sei allerdings der Rückzugsbereich bei rund 18.900 Punkten. Zwar habe sich Stimmung unter den US-Anlegern zuletzt eingetrübt. Die Analysten sehen darin aber nur ein "gesundes Kräfteholen".
Kontakt zum Autor: maerkte.de@dowjones.com
DJG/mpt/cln
(END) Dow Jones Newswires
October 25, 2024 05:14 ET (09:14 GMT)

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