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12.01.2024 14:34:40
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MARKT-AUSBLICK/Risiken an den Börsen nehmen zu - Volatilität voraus
Von Manuel Priego Thimmel
FRANKFURT (Dow Jones)--Neben der Zinspolitik spielen zunehmend geopolitische Risiken eine Rolle an den Börsen. Der Krieg im Nahen Osten droht zu eskalieren, auch nimmt der Konflikt mit den Huthi-Rebellen zu. Daneben finden am Wochenende Wahlen in Taiwan statt. Ein Votum für den Spitzenkandidaten der DPP, den derzeitigen Vizepräsidenten Lai Ching-te, würde eine beispiellose dritte Amtszeit in Folge für die regierende Demokratische Fortschrittspartei (DPP) bedeuten und könnte den Konflikt mit China weiter befeuern.
In den vergangenen Wochen gab es für die Märkte eigentlich nur die Zinsfrage, konkret die Frage, wann werden die Zentralbanken erstmalig die Leitzinsen senken. Zunehmend gewinnen aber andere Impulsgeber an Bedeutung. So hat Hisbollah auf die gezielte Tötung des Vizechefs der radikalislamischen Palästinenserorganisation Hamas mit einem Raketenbeschuss eines israelischen Militärstützpunkts reagiert. Bislang war der Konflikt eine Randnotiz für die Märkte, wurde eine Einbeziehung des Irans, der Hisbollah oder der USA doch soweit vermieden.
Aber auch der Konflikt mit den Huthi-Rebellen gewinnt an Schärfe. Die USA und Großbritannien haben als Reaktion auf die Attacken der Huthi-Rebellen auf Handelsschiffe im Roten Meer in der Nacht zu Freitag Stellungen der Miliz im Jemen bombardiert. Die Rebellen drohten unterdessen mit Vergeltung. Bereits im Vorfeld waren die Frachtraten gestiegen, da die Reedereien zunehmen die Route durch das Rote Meer meiden. Der Anstieg des Ölpreises hält sich bislang im Rahmen, beide Konflikte haben aber das Zeug größere Bewegungen auszulösen.
Großbanken eröffnen US-Berichtssaison
Mit den Wahlen in Taiwan nehmen die geopolitischen Risiken auch in Asien zu. Ein Sieg Lais, der in den meisten Umfragen vorne liegt, könnte die Spannungen mit China verschärfen. Für Peking ist Taiwan ein untrennbarer Bestandteil Chinas, formale Unabhängigkeitsbestrebungen der Insel mithin ein Kriegsgrund. Nicht nur könnten bei einem Konflikt die USA und China direkt aufeinander prallen, allein die Vorstellung, die Lieferung von hochmoderner Chips wäre gefährdet, ist ein Alptraum für die Weltwirtschaft und die Finanzmärkte.
"Sowohl den Chinesen als auch den Amerikanern dürfte daran gelegen sein, eine deutliche Verschärfung der Spannungen in der Taiwan-Frage zu vermeiden; beide Seiten waren zuletzt um eine Verbesserung ihrer Beziehungen bemüht", heißt es bei der Commerzbank. Umfragen zufolge dürfte die DPP zwar die Präsidentschaft gewinnen, ihre Mehrheit im Parlament aber einbüßen. "Dies spräche dafür, dass sich ein Präsident Lai um eine konziliantere Haltung gegenüber China bemüht."
Aber nicht nur die große Politik hat das Zeug, die Märkte zu bewegen. An diesem Freitag eröffnen die US-Großbanken mit ihren Geschäftszahlen die Berichtssaison für das vierte Quartal. Für die S&P-500-Unternehmen wird an den Märkten ein Gewinnwachstum von 3 Prozent prognostiziert. Die Commerzbank glaubt, dass die Unternehmen die Schätzungen schlagen werden. Jedoch hätten die Aktienmärkte bereits im Vorfeld der Gewinnsaison deutlich zugelegt, auch dürfte die Ausblicke verhalten ausfallen. Der Rückenwind für die Börsen sollte also überschaubar sein.
Divergenz zwischen den Markterwartungen und den Fed-Kommentaren stimmt bedenklich
Daneben ist die Zinsdebatte natürlich nicht verstummt. Auf die US-Verbraucherpreise für Dezember, die stärker als erwartet gestiegen sind, haben die Märkte erstaunlicherweise damit reagiert, dass sie eine erste Zinssenkung für März in den USA nun mit 73 Prozent einpreisen anstelle von 70 Prozent zuvor. Auch die falkenhaften Töne des Präsidenten der Federal Reserve von Cleveland, Loretta Mester, es sei "wahrscheinlich zu früh" für eine Zinssenkung, wurden ignoriert.
Die Deutsche Bank warnt bereits: Die Divergenz zwischen den Markterwartungen und den Fed-Kommentaren werfe die Frage auf, ob die Börsen einmal mehr zu optimistisch seien mit Blick auf die Zinswende - es wäre nicht das erste Mal in den vergangenen Jahren. Die in der kommenden Woche anstehenden US-Einzelhandelsumsätze dürften derweil im Dezember moderat gestiegen sein. "Der private Konsum expandiert weiter mit ordentlichem Tempo", so die Commerzbank. Die Daten könnten mithin erneut Futter für die geldpolitischen Falken liefern.
Vieles deutet also darauf hin, dass die Volatilität an den Finanzmärkten bald wieder steigen wird. Nach den spektakulären Rally ist die Luft an den Börsen erst einmal raus. Der DAX ist wieder unter das Niveau von 17.000 Punkten gefallen und kämpft nun mit dem alten Hoch bei 16.529. Sollte dies nachhaltig unterschritten werden, ist zunächst mit einem Test der 16.000er-Marke zu rechnen. Eine Katastrophe wäre das nicht - vielmehr sollten Anleger, wie eigentlich in allen Korrekturphasen, über einen Ausbau ihrer Positionen nachdenken.
Kontakt zum Autor: maerkte.de@dowjones.com
DJG/mpt/flf
(END) Dow Jones Newswires
January 12, 2024 08:34 ET (13:34 GMT)

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