Vorsichtige Zuversicht |
15.12.2023 13:39:00
|
OeNB korrigiert BIP-Prognose für 2023 nach unten - Dann aber wohl leichte Konjunkturerholung voraus
"Österreich befindet sich im Jahr 2023 in einer Rezession und wird sich nächstes Jahr langsam davon erholen", hielt Birgit Niessner, Direktorin der Hauptabteilung Volkswirtschaft in der Nationalbank, am Freitag bei der Präsentation der Zahlen fest. Der erwarteten BIP-Rückgang sei vor allem auf nachlassende Investitionen sowie den gebremsten Privatkonsum zurückzuführen.
Die BIP-Prognose für heuer und das nächste habe man "vorsichtig" ausgelegt, so Niessner. Zum Vergleich: Das Wirtschaftsforschungsinstitut (Wifo) rechnet in seiner Oktoberprognose für heuer mit einem Rückgang von minus 0,8 Prozent, das Institut für Höhere Studien (IHS) mit minus 0,4 Prozent. Das Wifo erwartet 2024 ein Plus von 1,2 Prozent, das IHS einen Anstieg um 0,9 Prozent.
Zum Jahreswechsel dürfte Österreich in der Rezession verharren, im vierten Quartal sei erneut ein leichtes Minus zu erwarten, so die OeNB. Ebenso seien für das erste Quartal 2024 kaum Anzeichen für eine kräftige konjunkturelle Trendwende zu sehen, sagte Gerhard Fenz, Leiter des Referats Konjunktur bei der OeNB. Dennoch rechne man schon zu Beginn des kommenden Jahres mit einer Rückkehr auf den Wachstumspfad. Den wichtigsten Impuls dafür geben erwartete Zuwächse beim Konsum. "Die privaten Haushalte können sowohl 2024 als auch 2025 mit kräftig steigenden Einkommen rechnen und werden einen Gutteil davon für Konsumzwecke ausgeben", so Fenz.
Die Investitionen dürften zwar 2024 noch stagnieren, danach aber wieder anziehen, erläuterte Fenz. Voll sichtbar dürfte die Erholung im Jahr 2025 werden. Die Nationalbank rechnet mit einem Wirtschaftswachstum von 1,7 Prozent, 2026 mit einem Plus von 1,3 Prozent. Fenz ortet einen "untypischen Konjunkturzyklus", da in der Regel zuerst die Investitionen, dann mit zeitlicher Verzögerung der Konsum anziehen würden - und nicht umgekehrt. Grund sei die außergewöhnlich hohe Inflation mit der nachgelagerten Inflationsabgeltung bei den Löhnen, erklärte er.
Zur Einkommensentwicklung sagte Niessner, dass das in Österreich bekannte Muster, wonach die Löhne gemäß der rollierenden Inflation abgegolten werden, aufrecht bleibe. "Wir gehen davon aus, dass sich das auch in der laufenden Kollektivvertragsrunde fortsetzt." Eine Ausnahme bilde die Metallersparte, die etwas niedriger abgeschlossen hat. Niessner gab zu bedenken, dass die Lohnstückkosten in Österreich damit deutlich stärker steigen würden als im Euroraum. Es gelte also die Wettbewerbsfähigkeit im Auge zu behalten.
Auf hohem Niveau blieben heuer die Preise. 2023 werden sie, gemessen am EU-weit vergleichbaren HVPI, um 7,7 Prozent zulegen. Im Sommer hatte die OeNB die Jahresteuerungsrate noch auf 7,4 Prozent geschätzt. Zurückzuführen sei die nach wie vor hohe Inflation auf die verzögerte Weitergabe von sinkenden Energiepreisen sowie die starke Teuerung bei Dienstleistungen und Lebensmitteln. Durch eine weitere Entspannung der Energiepreise erwartet sie 2024 eine Inflation von 4 Prozent. 2025 dürfte die Rate 3 Prozent, 2026 dann 2,5 Prozent betragen. Niessner sprach von einem langsamen Abschwung, außerdem dürfte die Kerninflation, in der die volatilen Energie- und Lebensmittelpreise nicht enthalten sind, heuer und im Jahr 2024 weiter hoch bleiben.
Die schwache Wirtschaftsentwicklung wird sich 2024 auch am Arbeitsmarkt niederschlagen. Infolge der Rezession werde die Arbeitslosenquote von heuer 6,5 Prozent auf 6,8 Prozent ansteigen. Schon jetzt zeigen sich entsprechende Effekte: So habe sich der Arbeits- und Fachkräftemangels in der jüngeren Vergangenheit leicht gespannt, hielt Fenz unter Verweis auf Unternehmensumfragen fest. Langfristig werde sich dieses Bild aber aufgrund des demografischen Wandels verändern. Außerdem wird die Arbeitslosigkeit 2025 und 2026 laut der OeNB-Prognose wieder sinken.
Keine guten Aussichten gibt es aufgrund der Zinswende vorerst für den Wohnungsmarkt. Bei den Wohnbauinvestitionen rechnet die OeNB laut Fenz heuer mit einem Minus von mehr als 8 Prozent und auch im nächsten Jahr werde es einen Rückgang geben. Positive Wachstumsraten stellte der Ökonom erst für 2025 in Aussicht.
Bei den öffentlichen Finanzen geht die OeNB davon aus, dass Österreichs Neuverschuldung (Defizit) dank dem Wegfall der Corona-Maßnahmen sinkt. Heuer werde es minus 2,6 Prozent betragen. In den Folgejahren dürfte es im Vergleich dazu trotz der besseren Konjunktur aber wieder leicht steigen. Grund ist laut Niessner unter anderem die Abschaffung der kalten Progression. Das verhindere einen automatischen Anstieg der Staatseinnahmen.
Die Schuldenquote, gemessen als Schulden als Anteil der Wirtschaftsleistung, wird heuer bei 76,6 Prozent liegen, sich im Prognosehorizont aber nur geringfügig verbessern, heißt es in der heute veröffentlichten OeNB-Prognose.
APA

Wenn Sie mehr über das Thema Aktien erfahren wollen, finden Sie in unserem Ratgeber viele interessante Artikel dazu!
Jetzt informieren!
Weitere Links: