17.07.2024 12:55:38

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Unheimlicher Anstieg: 24 Prozent mehr Zombie-Unternehmen in

Deutschland - Warum die Kapitalmärkte nicht reagieren

Düsseldorf (ots) - Eine aktuelle Kearney-Studie (https://www.kearney.com/service

/mergers-acquisitions/article/zombie-buyers-beware) zeigt: Das Wachstum der

Zombie-Unternehmen schreitet ungebrochen voran, seit 2010 jährlich um rund neun

Prozent. Beinahe sechs Prozent der weltweit börsennotierten Unternehmen zählen

dazu. Die Kapitalmärkte scheinen allerdings weiterhin unbeeindruckt und

Investoren zahlen immense Preise für die Übernahme untoter Unternehmen, der

Mehrwert ist allerdings meist von kurzer Dauer.

Die Zombie-Invasion geht weiter. Durch die anhaltende Inflation, die

Kreditkosten auf das höchste Niveau seit einem Jahrzehnt getrieben hat, ist die

Anzahl der Unternehmenszombies auch im Jahr 2023 weltweit erneut angestiegen.

Gemeint sind Unternehmen, die nicht genügend Gewinne aus dem operativen Geschäft

erzielen, um ihre finanziellen Schuldenverpflichtungen zu erfüllen - sie machen

nun 5,8 Prozent aller börsennotierten Unternehmen weltweit aus. "Allein im

letzten Jahr kamen 827 solcher Unternehmen dazu, was die 534, die durch

verbesserte finanzielle Situationen "wiederbelebt" wurden, und die 127

Unternehmen, die von der Börse genommen wurden, übertrifft", erklärt Nils

Kuhlwein, Partner bei Kearney. Die Auswirkungen der schwierigen Finanzierungs-

und Handelsbedingungen begründen den Anstieg bei diesen Firmen. "Laut unseren

Stresstests zu den Zinssätzen wird der Anstieg der Zombie-Unternehmen ziemlich

sicher so weitergehen - besonders, da sich viele Unternehmen vor Corona zu

niedrigen Zinsen finanziert haben und nun eine Refinanzierung ansteht." Ein

Beispiel: Wenn ein Unternehmen derzeit jährliche Zinszahlungen von einer Million

Dollar hat, würde eine 1,5-fache Zinserhöhung die jährliche Zahlung auf 1,5

Millionen Dollar erhöhen - und vorausgesetzt, es gibt keine weiteren

Veränderungen in der Ertragslage - würde dies 6,6 Prozent der weltweit

börsennotierten Unternehmen in Zombies verwandeln. Eine Verdoppelung der

Zinssätze könnte diese Zahl auf 7,7 Prozent ansteigen lassen - unwahrscheinlich

sei das laut dem Experten nicht. Denn wenn die Zinsen vor Corona noch bei 1,5

Prozent standen, müssen Unternehmen aktuell häufig Zinssätze von sechs Prozent

tragen, was sogar einer Vervierfachung entspricht. Zombies nehmen bei Firmen

aller Größen zu, wobei der bedeutendste Anstieg im letzten Jahr bei mittelgroßen

Unternehmen zu verzeichnen war. Nach wie vor sind allerdings solche mit einem

Jahresumsatz von 500 Millionen Dollar oder weniger am meisten betroffen.

Spekulation auf die Untoten: Warum sich so viele Investoren verschätzen

Falls das nicht schon beängstigend genug ist, kommt für Kuhlwein noch hinzu:

"Die Kapitalmärkte zeigen sich zurzeit noch blind gegenüber dieser Entwicklung.

Eine solche Entkoppelung der Wirtschaft von den Börsen hat auch in der

Finanzkrise 2008 stattgefunden. Investoren sollten diese Dynamik daher genau

beobachten." Doch das Gegenteil sei der Fall. Das gestiegene Interesse an

Zombies als Investitionen ist nicht nur ungebrochen, es werden auch immense

Preise für sie bezahlt. "Zombies werden im Schnitt mit einem Transaktionswert

von viermal dem Umsatz gekauft, während gesunde Unternehmen mit 2,5mal dem

Umsatz bewertet werden. Strategische Investoren scheinen hier also ein enormes

Wertsteigerungspotenzial zu sehen", so Kuhlwein. Für die Studie wurden insgesamt

7.710 Unternehmenskäufe und -zusammenschlüsse untersucht. Laut Kuhlwein gibt es

allerdings klare Hinweise darauf, dass viele Käufer nicht in der Lage sind, die

maroden Unternehmen zu integrieren oder erfolgreich zu sanieren: "Rund ein

Fünftel der akquirierten Zombies landen schnell wieder auf dem Markt, so dass

sie ein weiteres Mal übernommen werden, vier Prozent sogar mehr als zweimal."

Trotz des oft geringeren Unternehmenswertes im Vergleich zur Schuldenhöhe sind

Zombie-Unternehmen laut der Studie für strategische Investoren, die sich

geistiges Eigentum und Marktanteile erkaufen oder Größenvorteile sichern wollen,

äußerst attraktiv. Diese machen 81 Prozent der Zombie-bezogenen Fusionen und

Übernahmen aus. "Ein klassisches Beispiel sind Pharmaunternehmen, die

Biotech-Startups kaufen, die in einer Frühphase aufgrund von erheblichen

Forschungskosten noch rote Zahlen schreiben, und so zu guten Übernahmekandidaten

werden", weiß Kuhlwein. Obwohl die Käufer anfangs eine attraktive Rendite auf

ihre Investition erhalten, bestätigen die Daten, dass die Übernahmen nur

kurzfristigen Wert bieten. Während Zombie-Unternehmen ein Jahr nach der

Übernahme den Total Shareholder Return (TSR) um 15 Prozent steigern, liegt

dieser bei "normalen" Unternehmen bei lediglich sechs Prozent. Nach den ersten

zwölf Monaten schwinde der Vorteil laut Kuhlwein und die Werte für den TSR

gleichen sich mit der Zeit an. Die Akquisition von Zombies zahlt sich also aus -

für alle die es schaffen, die positiven Entwicklungen der Phase direkt nach dem

Kauf optimal zu nutzen.

Asien und Australien: Zombie-Unternehmen im Vergleich zu Europa zehnmal höherer

Anstieg

Globale Wirtschaftstrends verliefen im letzten Jahr weltweit sehr

unterschiedlich, und so auch die Entwicklung der Zombies. In einigen Regionen

und Ländern war ein starker Anstieg untoter Unternehmen zu verzeichnen, während

in anderen die Zombie-Population zurückging. Während Asien mit zehn Prozent und

Australien mit 14 Prozent viele neue solcher Unternehmen registrierte, gab es in

Normamerika sechs Prozent und in Europa nur ein Prozent Zuwachs. Zwei Kontinente

registrierten Rückgänge: Südamerika mit fünf Prozent und Afrika (drei Prozent).

Und auch in Europa gab es positive Entwicklungen, weiß Christian Feldmann,

ebenfalls Partner bei Kearney: "Die Schweiz verzeichnete mit 30 Prozent den

größten proportionalen Rückgang an Zombies aller Länder, die wir untersucht

haben. Der Anteil sank dort von 5,1 Prozent im Jahr 2022 auf 3,6 Prozent." Der

hohe Prozentsatz insolvenzgefährdeter Unternehmen in Asien könne eine Folge der

schwierigen Zeiten in der Immobilienbranche einiger Länder der Region sein.

China war von einem Abschwung im Immobiliensektor besonders stark betroffen, was

zu einer Vermehrung der Zombies um 27 Prozent führte. Dies brachte den gesamten

Anteil der schwächelnden Unternehmen auf 3,4 Prozent, was allerdings immer noch

deutlich unter dem globalen Durchschnitt von 5,8 Prozent liegt. Deutschland

verzeichnete mit 24 Prozent ein ähnlich signifikantes Wachstum an

Zombie-Unternehmen, wodurch deren Quote unter allen börsennotierten Unternehmen

auf 6,7 Prozent anstieg. "Zurückzuführen ist diese Entwicklung vermutlich auf

das langsame Wirtschaftswachstum hierzulande, die Inflation und die rückläufigen

Exporte im letzten Jahr", erklärt Feldmann. Diese regionalen Unterschiede

verdeutlichen, wie unterschiedliche Geldpolitik und verschiedene

Finanzierungslösungen Unternehmen in bestimmten Regionen anfälliger für

finanzielle Schwierigkeiten machen.

Zombies gefährden die gesamte Wertschöpfungskette

Blickt man auf die am stärksten betroffenen Sektoren, stieg die Zahl der

Zombie-Unternehmen im Immobiliensektor von 8,9 Prozent im Jahr 2022 auf 11,0

Prozent im Jahr 2023 stark an. Sollten die Zinsen weiter steigen, steigt auch

die Zahl der Zombies, wie Kearneys Stresstests zeigen. Bei einer Erhöhung um das

1,5-fache könnte der Anteil auf 13,3 Prozent steigen, und bei einer Verdopplung

sogar auf 16,2 Prozent, was eine der höchsten Raten unter allen untersuchten

Branchen wäre. Feldmann warnt: "Ein hoher Anteil an Zombies bei

Immobilienunternehmen hat das Potenzial einer hohen Folgewirkung auf etwa

Bauunternehmen, Handwerker und die Baustoffindustrie." Das zeige zum einen die

Verkettung der Sektoren, aber auch die Gefahr, die von Zombies ausgeht. Denn,

wenn diese doch einmal unkontrolliert umkippen, gefährden sie schnell die

gesamte Wertschöpfungskette.

Zur Studie: https://www.kearney.com/service/mergers-acquisitions/article/zombie-

buyers-beware

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