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29.12.2023 12:12:00
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Signa-Insolvenzantrag - Ein "toxischer Mix" und keine Dezember-Löhne
"Die Antragstellerin muss daher den Eintritt der materiellen Insolvenz zugestehen", heißt es in dem Freitagfrüh dem Handelsgericht Wien zugestellten Insolvenzantrag. Der Status zeige, "dass sich das buchmäßig positive Eigenkapital unter der Prämisse einer (geordneten) Abwicklung in eine Überschuldung von 870 Mio. Euro dreht. Im Falle eines unkoordinierten Firesales wird die Zerschlagungsquote deutlich darunter liegen".
Das Sanierungsplanerfordernis belaufe sich bei einer 30-prozentigen Quote auf rund 355 Mio. Euro. "Dazu kommen dann auch noch nachrangige Ansprüche der Genussscheininhaber." Das wesentliche Vermögen der Development liege in in- und ausländischen Beteiligungen sowie Konzernforderungen.
Zu der historischen Entwicklung der laut Antrag "zweiten wesentlichen Gesellschaft der Signa-Gruppe aus dem Immobilienbereich" heißt es: "Das Grundkapital wurde seit der Gründung in sieben Schritten auf 6,49 Mrd. Euro erhöht. Die jüngste Kapitalerhöhung erfolgte im Mai/Juni 2022 durch Ausgabe von 688.161 Stückaktien zu einem Ausgabebetrag von 200 Mio. Euro."
"Die Signa Development konnte sich seit ihrer Gründung durch ein attraktives und ertragsstarkes Immobilienportfolio für institutionelle Anleger als begehrtes Investitionsobjekt etablieren. (...) Bisher war die Signa Development auch stets in der Lage, auslaufende Finanzierungen fristenkongruent durch die Emission neuer Finanzinstrumente zu ersetzen bzw. dadurch sogar neue Projekte zu finanzieren", ist dem Antrag der Signa zu entnehmen.
Doch 2022 sei - nach einer jahrelangen Nullzinsphase durch die EZB - der Leitzins in zehn Schritten auf 4,5 Prozent angehoben worden. Dazu seien eine hohe Inflation, gestiegene Energiepreise und Lohnzuwächse gekommen. "Andererseits ist der Transaktionsmarkt für Immobilien de facto zum Stillstand gekommen."
Weiters heißt es in dem Insolvenzantrag: "Dazu kam dann auch noch eine Anfrage der EZB nach dem Engagement europäischer Großbanken bei Signa, was sich selbst nach Auskunft führender Banker äußerst negativ auf die Re-Finanzierbarkeit von Signa ausgewirkt hat."
Zum Verfahren in Eigenverwaltung merken die Rechtsanwälte der Signa in ihrem Sanierungsantrag an, "dass die Eigenverwaltung insbesondere auch der Vermeidung von change-of-control-Tatbeständen dient, die sich gesellschafts- und steuerrechtlich höchst nachteilig auf die gesamte Gruppe der Signa Development auswirken könnten".
Die Voraussetzungen für die Zulässigkeit des Sanierungsplans würden vorliegen. Die Vorstände hätten zudem erklärt, "dass sie nicht flüchtig sind, dass sie nach Eintritt der Zahlungsunfähigkeit nicht wegen betrügerischer Krida rechtskräftig verurteilt worden sind und sie dazu bereit sind, das vorgelegte Vermögensverzeichnis vor dem Gericht zu unterfertigen".
Als Grund für den Gerichtsstand Wien, trotz des satzungsmäßigen Sitzes in Innsbruck, wird genannt, dass in der Tiroler Landeshauptstadt keine Leitungsentscheidungen mehr getroffen wurden, der Ort sei lediglich historisch bedingt.
Im Vorstand der Development sitzen Erhard F. Grossnigg, Michael Möstl, Manuel Pirolt und Tobias Sauerbier. Aufsichtsratschef ist Alfred Gusenbauer, sein Stellvertreter Karl Sevelda.
stf/tpo/cs
WEB http://www.signa.at
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