Wirtschaftsforscher |
26.06.2025 17:21:00
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Wifo/IHS heben Konjunkturprognose für 2025 an - Staatsdefizit 2025 wieder über 4 Prozent
Die Prognose für das Defizit wurde damit gegenüber dem Wert vom März, wo noch von 3,3 bzw. 3,2 Prozent ausgegangen wurde, verschärft. Das gilt auch für 2026, wo die Wirtschaftsforscher nun ein Haushaltsminus in Höhe von 3,9 bzw. 4,1 Prozent des Bruttoinlandprodukts (BIP) erwarten. Das IHS setzt bei seiner Prognose dabei eine "strikte Budgetdisziplin" voraus - also dass die Vorgaben des Sparpakets umgesetzt werden. Das Wifo rechnet bis 2026 mit einem Anstieg der Staatsschuldenquote auf 85 Prozent.
Österreich hinkt Europa weiter hinterher
Im kommenden Jahr soll die Wirtschaft dann etwas stärker wachsen. Das Wifo rechnet mit einer etwas dynamischeren Erholung auf 1,2 Prozent. Beim IHS geht man von einer Jahreswachstumsrate 2026 von einem Prozent aus. Damit bleibe Österreich klar hinter der erwarteten Entwicklung im Euro-Währungsraum zurück. Die IHS-Forscher prognostizieren für die 20 Euro-Länder ein reales Wachstum von 1,0 (2025) und dann 1,5 Prozent (2026). Beim Wifo beläuft sich die Schätzung hier auf 1,0 Prozent, gefolgt von 1,1 Prozent.
Die Teuerungsrate dürfte den Prognosen zufolge heuer relativ hoch bleiben. Sowohl Wifo als auch IHS rechnen mit einer durchschnittlichen Inflationsrate in Österreich von 2,9 Prozent. Im Folgejahr soll die Entwicklung der Verbraucherpreise dann etwas zurückgehen mit geschätzten Inflationsraten von 2,2 (Wifo) und 1,9 Prozent (IHS). Für die Arbeitslosenquote wird dann von beiden ein Anstieg auf 7,5 Prozent heuer gesehen, gefolgt von einem Rückgang auf 7,3 Prozent 2026.
Wifo/IHS - Staatsdefizit 2025 wieder über 4 Prozent des BIP
Die Wirtschaftsforscher von Wifo und IHS haben ihre Prognose für das staatliche Budgetdefizit 2025 angehoben. Sie rechnen nun trotz Sparpakets mit einem Ausgaben-Überhang von 4,1 Prozent bzw. 4,4 Prozent gemessen an der Wirtschaftsleistung - deutlich über der Maastricht-Grenze von 3 Prozent des BIP. Das gilt auch für 2026, wo nun ein Haushaltsminus in Höhe von 3,9 bzw. 4,1 Prozent des Bruttoinlandprodukts (BIP) erwartet wird.
Ende März waren beide Institute noch von 3,3 bzw. 3,2 Prozent Defizit für heuer ausgegangen. Die Erhöhung kommt nicht ganz überraschend: Das Finanzministerium gab Mitte April bekannt, dass es für heuer von einem Defizit von 4,5 Prozent des BIP ausgehe.
Das österreichische Budgetdefizit rief jüngst die EU-Kommission auf den Plan, die ein Defizitverfahren gegen Österreich vorschlug - freilich muss noch der Rat der Wirtschafts- und Finanzminister das Verfahren final beschließen. Dies dürfte bei seinem Treffen am 8. Juli in Brüssel geschehen.
Sparmaßnahmen als Konjunkturrisiko
Die Sparmaßnahmen in Österreich in Verbindung mit einem möglichen EU-Defizitverfahren stellen auch ein Risiko für die Konjunktur dar, warnen die Wifo-Forscher in einer Aussendung. "So könnte es notwendig sein, das Budgetdefizit stärker als bislang geplant zu senken. Zudem könnte ein EU-Defizitverfahren die Reputation Österreichs auf den Finanzmärkten beeinträchtigen, wodurch sich die Refinanzierungskosten für österreichische Staatsanleihen erhöhen und die Schuldentragfähigkeit abnehmen würde."
Das Defizit im Jahr 2024 sei mit 4,6 Prozent "insbesondere aufgrund der hohen Dynamik der Ausgaben merklich größer als erwartet" gewesen, schreibt das IHS. Bei seinen Prognosen für heuer und 2026 sei das Institut von einer "strikten Budgetdisziplin" ausgegangen. Dabei würde die Dynamik der Staatsausgaben lediglich gedämpft.
Wifo-Chef offen für Eingriffe in Energiepreise in Notfällen
Wifo-Chef Gabriel Felbermayr kann sich staatliche Eingriffe in die Energiepreise bei starken Preissprüngen vorstellen. Die Regierungsparteien ÖVP und SPÖ hatten jüngst einen solchen Krisenmechanismus angekündigt, der kleine Koalitionspartner NEOS dementierten eine Debatte darüber aber. "Ein Notfallsmechanismus wäre eine gute Idee. Der muss aber auf den Notfall beschränkt sein", sagte Felbermayr am Donnerstag bei der Präsentation der Sommerprognose in Wien.
Rückblickend habe man es bei den Preisspitzen im Jahr 2022 durchaus auch mit "spekulativen Übertreibungen" zu tun, argumentierte der Wirtschaftsforscher. Der "Teufel steckt dort aber im Detail".
Vorsicht bei "richtigem Ansinnen" geboten
Felbermayr warnte vor möglichen Energie-Verknappungen seitens der Erzeuger, sollten sie weniger Kraftwerke hochfahren. Auch könne die Erwartung von staatlichen Subventionen die Preise weiter in die Höhe treiben. "Man muss da vorsichtig sein. Aber das Ansinnen, zu verhindern, dass man wieder in wie im Jahr 2022 in diese extrem hohen Preise hineinläuft, ist grundsätzlich richtig."
"Preiseingriffe sollen möglich werden, sie sind für mich ein denkbares Mittel", hatte Kanzler Christian Stocker (ÖVP) am Dienstag mitgeteilt. "Wir brauchen einen Krisenmechanismus, der Österreich vor den hohen Energiepreisen schützt", hatte es zuvor von Vizekanzler Andreas Babler geheißen. Die NEOS gaben sich zurückhaltend.
Iran-Israel-Krieg schlug auf Ölpreis
Der jüngst eskalierte - aber mittlerweile wieder etwas beruhigte - Konflikt zwischen Israel und Iran hatte jüngst zu starken Verwerfungen an den Rohölmärkten geführt. Es wurde befürchtet, dass im Fall einer Sperre des sogenannten Straße von Hormuz durch den Iran, die Ölpreise weit über die 100-Dollar-Marke steigen könnten.
APA

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