01.07.2015 14:57:00
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Swisscanto: "Griechenland-Saga ist größtes Thema"
Blaise Roduit, Fondsmanager bei Swisscanto, spricht im Interview über die Herausforderungen, die die Krise um Griechenland mit sich bringt. Zudem erläutert er, wie er sein Portfolio gegen den erwarteten Zinsanstieg schützt.
Herr Roduit, trotz der jüngsten Unruhen im Anleihenmarkt entwickelt sich der Fonds stabil und die ausschüttende Euro-Tranche liegt bei 1,72 Prozent Performance seit Jahresbeginn (Stand 29. Mai). Bitte erläutern Sie uns Ihre aktuelle Strategie.
Blaise Roduit: Die positive Rendite von 1,72 Prozent bis Ende Mai erzielten wir, obwohl die Zinsen in den EUR- und USD-Märkten jeweils ein Hoch erreicht haben. Dieses Jahr starteten wir mit einer ‚Modified Duration‘ von 1,9 Jahren. Dann gingen wir auf 3,25 Jahre (das erlaubte Maximum unseres Fonds) bis zu dem Tag im Januar vor der Ankündigung des Quantitative Easings in Europa und profitierten von der anschließenden Rally. Seitdem die Inflationserwartungen im März weltweit begonnen haben zu steigen, reduzierten wir die ‚Modified Duration‘ auf ein Jahr durch Verkäufe am langen Ende der Zinskurve. So waren wir gut vorbereitet und geschützt für den schnellen und relative starken Anstieg der Zinsen seit dem 20.04.2015. Zusammenfassend kann man sagen: unser Timing für das Durationsmanagement im ersten Halbjahr 2015 war optimal. Zusätzlich profitierten wir aufgrund unserer Positionierung in Unternehmensanleihen im kurzfristigen Bereich der Zinskurve von der Stabilität dieses Segments. Abschliessend sei noch erwähnt, dass wir keine signifikanten Wetten in Währungen eingegangen sind.
Wie schätzen Sie die momentane Marktlage ein und welche Konsequenzen ergeben sich für Ihr Management?
Blaise Roduit: Das große Thema im Moment ist die Griechenland-Saga. Die Troika, Politiker, Fondsmanager und dem allgemeinen Markt zeigt eine deutliche Ermüdung über dieses Thema. Aufgrund der Unsicherheiten zeigt sich der Markt weniger aktiv, da alle Marktteilnehmer auf eine Lösung der angespannten Situation warten – unabhängig von einem positiven oder negativen Ausgang. Die Liquidität im Markt ist entsprechend dünn und die Investoren verharren abwartend in einem ‚Wait-and-see-Modus‘. In unserem Fonds bauen wir gerade Cash-Reserven auf und nehmen nicht aktiv an Neuemissionen teil. Eine weitere Folge der Griechenland-Probleme ist die Ausweitung der Credit Spreads seit Mitte Juni. Wir denken, dass diese Entwicklung temporär ist und sich nach der Klärung der Griechenland-Situation normalisiert - sich die Credit Spreads dann also wieder einengen.
Mit welchen Entwicklungen rechnen Sie für das 2. Halbjahr und was bedeuten sie für Ihre Fondsausrichtung?
Blaise Roduit: Im 2. Halbjahr 2015 rechnen wir damit, dass sich die Zinsen tendenziell nach oben entwickeln, da die Inflation wieder mehr im Blickfeld stehen wird, unterstützt auch durch die jüngste Ölpreiserholung. Mit der Inflation und durch die nach wie vor aktiven Zentralbanken, denken wir, dass wir eine Versteilerung der Zinskurve in EUR und USD erleben werden. Denn die Notenbanken werden das kurze Ende der Zinskurve nahe Null halten und die höheren Inflationserwartungen das lange Ende der Zinskurve vorantreiben. Deshalb halten wir sicherlich die ‚Modified Duration‘ im Fonds bei unter einem Jahr, um vor einem Anstieg der Zinsen geschützt zu sein, während wir von der grundsätzlichen Steigung am kurzen Ende profitieren sollten. Wir haben angefangen, unsere Kreditrisiken im Fonds aufgrund der Situation in Griechenland zu reduzieren, aber wir bleiben weiterhin auf Kaufkurs bei Unternehmensanleihen, weil wir denken, dass sich der Kreditmarkt erholen wird, sobald die Situation in Griechenland geklärt ist - unabhängig vom Ergebnis. Folglich erwarten wir im Juni und Juli eine eher flache Renditeentwicklung und eine positiven Performance für den weiteren Jahresverlauf. Unsere Performance-Ziel für das Jahr 2015 bleibt unverändert, das heißt eine positive Rendite von plus zwei Prozent gegenüber dem EUR 3-Monats-Libor.

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