09.07.2013 09:04:00
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„QE Infinity“ ist wahrscheinlich doch endlich
Als Ben Bernanke, Präsident der US-Notenbank (FED), erstmals aussprach worüber schon seit geraumer Zeit im FED und an den Finanzmärkten diskutiert wurde, waren die Auswirkungen auf die Märkte deutlich spürbar.
Ben Bernanke stellte eine Verlangsamung, beginnend im Herbst, und letztlich ein Ende des Anleihekaufprogramms („Quantitative Easing“, kurz „QE“) in der ersten Hälfte des kommenden Jahres in Aussicht. Geknüpft ist dieser Plan allerdings an die Bedingung einer nachhaltigen Erholung der amerikanischen Wirtschaft. Wichtigstes Kriterium für das FED bleibt dabei die Arbeitslosenrate, die zumindest unter sieben Prozent fallen sollte, damit die angekündigten Maßnahmen auch in die Tat umgesetzt werden. Eine Erhöhung des Leitzinssatzes sollte frühestens 2015 erfolgen.
Eigentlich könnte man die Ankündigung Bernankes ja auch positiv interpretieren. Die Einschätzung des FED hinsichtlich der wirtschaftlichen Entwicklung der USA ist zuversichtlich genug, dass Liquiditätsspritzen auf mittlere Frist nicht mehr benötigt werden, um die Wirtschaft stabil zu halten. Mission erfüllt, Patient gerettet. Jetzt können wir uns wieder fundamentalem Wachstum widmen.
Tatsächlich fiel die Reaktion der Märkte auf die bevorstehende Drosselung der Liquiditätsspritze erst einmal vorsichtig aus. Aktien, Anleihen und vor allem auch Edelmetalle reagierten mit einer deutlichen Korrektur und preisten steigende Zinsen ein. Die Rendite 10-jähriger US-Staatsanleihen stieg von Ende April bis Ende Juni um fast 90 Basispunkte auf etwas mehr als 2,5 Prozent, die Rendite 10-jähriger deutscher Staatsanleihen kletterte im gleichen Zeitraum um rund 55 Basispunkte auf 1,75 Prozent. Der Höhenflug an den Aktienmärkten war ebenfalls erst einmal vorbei. Immerhin schlossen die Aktienmärkte in den USA und Europa im genannten Zeitraum praktisch unverändert, die Volatilität nahm aber spürbar zu. Ist diese Reaktion überzogen?
Wie verhalten sich Aktien in einem Umfeld steigender Zinsen?
Zunächst sind steigende Zinsen grundsätzlich schlechte Nachrichten für Aktien. Sie erhöhen die Eigen- und Fremdkapitalkosten eines Unternehmens und verringern damit dessen Wert. In einem Umfeld steigender Zinsen müssen somit zunehmend höhere Gewinne erwartet werden, damit der Aktienkurs eines Unternehmens konstant bleibt.
Die Schlüsselfrage in der zweiten Jahreshälfte wird somit lauten, ob die konjunkturelle Entwicklung positiv genug sein wird, um die Effekte durch den Wegfall der Liquiditätsspritzen und die steilere Zinskurve wett zu machen. Das FED hat zwar deutlich gemacht, dass es beim Zurückfahren des monetären Stimulus sehr genau darauf achten wird die Konjunktur nicht voreilig abzuwürgen, dies ändert aber nichts daran, dass die Katze aus dem Sack ist und das Ende von QE vom Markt eingepreist wird. Trotz aller Ängste vor einer voreiligen Straffung des Zinsumfelds, muss man sich vor Augen halten, dass es bis zu einer gänzlichen Normalisierung immer noch ein weiter Weg ist. Auf diesen Umstand wurde von vielen Notenbankern nach dem Bernanke-Statement auch wiederholt hingewiesen.
Ein normalisiertes Zinsumfeld und die damit verbundene, teurere Finanzierung wird es Unternehmen schwerer machen ungünstig laufende Projekte – durch billige Finanzierungen – am Leben zu halten. Für Aktieninvestoren bedeutet dies, noch genauer auf Qualität und vernünftige Bewertungen zu achten.

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