High-Yield-Markt 20.06.2013 13:41:00

Auf der Suche nach Rendite

Thema des Monats Juni 2013

Anleger wollen weiterhin, und teilweise sind sie dazu verpflichtet, in Rententitel investieren. Da aus historischer Betrachtung High-Yield-Anleihen jedoch empfindlich auf externe Schocks reagieren, stellt sich die Frage: Welche Anlagealternativen bieten noch eine attraktive Rendite bei gleichzeitig überschaubarem Risiko?

Anleger schätzen die Aussichten von High-Yield-Titeln sehr positiv ein und für diesen Optimismus gibt es auch weiterhin gute Gründe.1 So lag die Ausfallrate im High-Yield-Bereich in den vergangenen zwölf Monaten bei 2,5%, für das kommende Jahr werden 2,4% prognostiziert, was deutlich unterhalb des langfristigen Durchschnitts liegt.2 Unserer Einschätzung nach bewegt sich der Verschuldungsgrad der Unternehmen auf einem angemessenen und tragbaren Niveau, die Kreditvergabe der Banken ist unterstützend und auch die Volatilität am Markt ist sehr gering. Im Vergleich zu Investment-Grade-Anleihen bietet der High-Yield-Sektor mit rund 5%3 eine höhere Rendite und ist damit sehr attraktiv gegenüber der Rendite kurzlaufender Staatsanleihen aus Kernländern, wie z.B. deutschen Bundesanleihen.

Probleme in Sicht?
Weiterhin stehen erhebliche gesamtwirtschaftliche Risiken im Raum, die die Assetklasse unter Druck bringen könnten. Seit Juni letzten Jahres haben sich die Märkte von makroökonomischen Entwicklungen bislang größtenteils unbeeindruckt gezeigt, was sich jedoch unserer Ansicht nach an einem bestimmten Punkt ändern dürfte. Es herrscht die Erwartung vor, dass die Weltwirtschaft in der zweiten Hälfte von 2013 zu einer Erholung ansetzen wird.4 Stichhaltige Belege hierfür sind allerdings noch nicht zu erkennen. Die zahlreichen von den Zentralbanken der Industrieländer aufgelegten quantitativen Lockerungsprogramme sind für die Finanzmärkte weiterhin eine kräftige Stütze. Irgendwann jedoch werden diese Programme auslaufen. In der Folge dürfte es zu einer Korrektur sowie zu einem Anstieg der Marktvolatilität kommen. Unterdessen halten die Bedenken über die mit der Staatsverschuldung in der Eurozone verbundenen Risiken an. Auch eine Herabstufung der Bonität der USA ist aufgrund der bislang ausgebliebenen Maßnahmen für eine nachhaltige Senkung des Haushaltsdefizits nicht auszuschließen.

Natürlich lässt sich nicht mit Gewissheit sagen, ob es zu einer deutlichen Marktkorrektur kommt. Eine erhöhte Volatilität halten wir jedoch für durchaus sehr wahrscheinlich. Anleger sollten sich bewusst machen, auf welch niedrigem Niveau sich die Volatilität aktuell im historischen Vergleich bewegt. So hat sich die Volatilität am High-Yield-Markt5 seit 2012 (mit einem Rückgang von 13% p.a. auf 5,8% p.a.) mehr als halbiert und liegt gegenwärtig deutlich unterhalb des langfristigen Durchschnitts.6 Betrachtet man den fairen Wert im High-Yield-Segment, so ist die Wahrscheinlichkeit eines Ausfalls gering, die Anfälligkeit für eine erhöhte Volatilität ist allerdings nach wie vor nicht unerheblich. Als Beispiel hierfür soll der CBOE Volatility Index, kurz VIX, dienen, der aktuell bei knapp unter 14 liegt.7 Ein Anstieg der Volatilität um 10 Punkte könnte eine Ausweitung der High-Yield-Spreads um rund 160 Basispunkte zur Folge haben. Eine solche Entwicklung dürfte für High-Yield-Investoren eine schmerzliche Erfahrung sein.

Sind Titel mit kurzer Laufzeit die Lösung?
Welche Alternativen bieten sich Anlegern angesichts der Wahrscheinlichkeit weiterer Turbulenzen im Finanzsystem? Gibt es überhaupt welche? In einem derartigen Umfeld könnten Unternehmensanleihen mit kurzer Laufzeit die Lösung sein. Diese reagieren weniger empfindlich auf Volatilität. Auch ist die Assetklasse weniger anfällig für eine Spreadausweitung oder einen Zinsanstieg. Sicherlich zeigen High-Yield-Anleihen im aktuellen Umfeld eine überaus erfreuliche Entwicklung. Angesichts des uns möglicherweise erwartenden unruhigen Fahrwassers stellen aber kurzlaufende Titel eine attraktive Option dar. Dank der beschriebenen deutlich geringeren Sensitivität konnten sich kurzlaufende Titel im Falle einer deutlichen Spreadausweitung potenziell besser behaupten. Im Vergleich zu Unternehmensanleihen mit besserer Kreditwürdigkeit oder Staatsanleihen aus Zentraleuropa wartet die Assetklasse überdies mit attraktiven Renditen im Verhältnis zum Risiko auf.

Risk-on/risk-off
Der High-Yield-Markt befindet sich seit Juni 2012 – abgesehen von einer leichten Korrektur in der zweiten Januar-Hälfte – in einer Phase, die die gesteigerte Nachfrage nach risikoreicheren Anlagen reflektiert. Nach dieser seit nunmehr rund neun Monaten währenden Phase gerät leicht in Vergessenheit, wie schnell die Volatilität wieder ansteigen kann. Anleger sollten sich daher vor einer zu großen Sorglosigkeit in Acht nehmen, denn die Stimmung kann sich schlagartig drehen. Wie bereits erwähnt, dürfte ein rapider Stimmungswechsel höchstwahrscheinlich durch ein signifikantes gesamtwirtschaftliches Ereignis ausgelöst werden. Die Folge könnte eine Verkaufswelle sowohl an den High-Yield- als auch an den Aktienmärkten sein. Angesichts einer Reihe sich möglicherweise anbahnender gesamtwirtschaftlicher Erschütterungen sollten sich Anleger gegen eine erhöhte Volatilität wappnen. Aus unserer Sicht ist es lediglich eine Frage des Timings und der Intensität.

Volatilität im Aufwind
Für die kommenden Monate ist es schwierig, weitreichende Vorhersagen zu treffen. Eines ist jedoch sicher: Gegenwärtig befindet sich die Volatilität auf einem sehr niedrigen Niveau und dürfte daher nur eine Richtung kennen, und zwar aufwärts. Noch bleiben unzählige Unbekannte und Unwägbarkeiten. Die nächsten drei bis sechs Monate dürften hier größere Klarheit bringen. Sollte die Wirtschaft auf einen nennenswerten Wachstumspfad zurückkehren, dürfte die Volatilität auf ihrem niedrigen Niveau verharren. Kommt es zu einem Anstieg der Volatilität, dürfte sich das Augenmerk wieder verstärkt auf die in Schwierigkeiten geratenen Staaten richten und erneut von Bonitätsherabstufungen die Rede sein. Ein solches Umfeld wird wohl von erneuter Volatilität und einer wahrscheinlichen Korrektur an den Finanzmärkten begleitet sein. Auf längere Sicht dürften unter den Marktteilnehmern bei wieder anziehendem Wachstum vermehrt Inflationssorgen aufkeimen. Bis Jahresende – so sind wir überzeugt – wird deutlich mehr Klarheit herrschen. Eine entscheidende Rolle wird die Stärke der Konjunkturzahlen spielen.

1 Meriten Investment Management, April 2013
2 Moody's, April 2013, Die Angaben beziehen sich auf den globalen High Yield Markt, der Anleihen mit einem Rating von BB+ oder niedriger umfasst.
3 BofA Merrill Lynch, April 2013
4 Meriten Investment Management, April 2013
5 Ex-ante Volatilität des BofA Merrill Lynch Euro High Yield Fixed Floating Rate Constrained Bond Index ex Financials (HEAE), Barclays POINT, Ende März 2013
6 Meriten Investment Management, April 2013
7 BofA Merrill Lynch, April 2013

Die Pressemitteilung im pdf-Dokument.

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