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26.11.2025 18:17:00
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ATX klettert an Wiener Börse auf ein neues Rekordhoch nach Juli 2007
Der heimische Leitindex ATX der Wiener Börse hat am Mittwoch zum Sitzungsende ein neues Rekordhoch markiert. Der Index, der 20 der größten an der Wiener Börse notierten Unternehmen umfasst, schloss mit plus 1,06 Prozent auf 5.000,70 Punkte und übersprang damit seine bisherige Bestmarke auf Schlusskursbasis vom 9. Juli 2007 bei 4.981,87 Einheiten. Damals war er im Verlauf sogar bis 5.010,93 Punkte nach oben geklettert.
Den letzten Anstoß zum neuen Rekordhoch gab am Berichtstag eine positive europäische Anlegerstimmung, verbunden mit einer erneut starken Tendenz an der Wall Street. Zudem unterstützen international die Hoffnungen auf ein Kriegsende in der Ukraine.
Zuvor hatte der ATX bereits seit Monaten von dem in diesem Jahr wiedererweckten Interesse internationaler Anleger für europäische Aktien, robusten Wachstumsaussichten in Osteuropa sowie positiven Sektortrends bei im Leitindex schwer gewichteten Branchen profitiert.
Sein bisheriges Allzeithoch hatte der ATX am 9. Juli 2007 vor dem Hintergrund der hohen Wachstumserwartungen nach der Osterweiterung der Europäischen Union erreicht, bevor er in den beiden Folgejahren mit der Weltfinanzkrise um fast drei Viertel zusammenschrumpfte. Es folgte ein über viele Jahre hinweg mühsamer Wiederaufstieg mit größeren Rücksetzern im Zuge der Eurokrise, der Coronavirus-Pandemie und des russischen Einmarschs in der Ukraine.
Seit Jahresauftakt liegt der heimische Leitindex 2025 mittlerweile gut 36 Prozent im Plus. Damit liegt der heimische Leitindex auch international Vergleich weit vorne. Zum Vergleich: Der deutsche DAX stieg im selben Zeitraum - trotz miteinberechneter Dividendenausschüttungen - um rund 19 Prozent und der Eurozonen-Leitindex um 15,5 Prozent. Selbst die großen US-Indizes, die in diesem Jahr laufend neue Rekordmarken erreichen, lässt der ATX heuer hinter sich.
Noch eins drauf setzt der ATX TR, der einen year-to-date-Gewinn von fast 43 Prozent auf aktuell rund 12.196 Punkte aufweist. Der Total-Return-Index, bei dem wie beim deutschen DAX die Dividendenausschüttungen miteinbezogen werden, wartet bereits seit über einem Jahr immer wieder mit neuen Bestmarken auf. Der deutliche Unterschied zwischen Performance- und Kursindex resultiert auch aus der Zusammensetzung des ATX, in dem mit Banken, Versorgern und Ölkonzernen Branchen hoch gewichtet sind, die in der Regel hohe Ausschüttungsquoten aufweisen.
Die jüngst starke Entwicklung am österreichischen Aktienmarkt hat mehrere Gründe, die über reine Fundamentaldaten auf Unternehmensebene hinausgehen. Marktbeobachter sehen seit einigen Monaten ein wieder erwachtes Interesse an europäischen Mid- und Smallcaps. So sorgten in den vergangenen Monaten die Unsicherheit rund um die erratische Zollpolitik von US-Präsident Donald Trump und den damit verbundenen Abwärtsrisiken des US-Dollar immer wieder dafür, dass Anleger nach Alternativen zu US-Werten Ausschau hielten.
Hinzu kommt die Sorge vor den ohnehin hohen Bewertungen in den USA - insbesondere bei den dort tonangebenden Technologieaktien. Wie etwa die Analysten der Berenberg Bank erst kürzlich anmerkten, sei Bewertung sei im laufenden Jahr die wichtigste Allokationsentscheidung für Aktienanleger. Fündig werden diese auch am Wiener Aktienmarkt, der schon lange Zeit einen Bewertungsabschlag gegenüber anderen Börsen aufwies. Zwar kann eine niedrigere Bewertung angesichts einer geringeren Liquidität und anderer struktureller Faktoren gerechtfertigt sein, vor dem Hintergrund gestiegener Unsicherheiten wirken die vergleichsweise niedrigen Bewertungskennzahlen und hohen Dividendenrenditen in Wien aber zunehmend attraktiv.
Besonders ist auch die starke Ausrichtung des Wiener Aktienmarkts auf Osteuropa, wo die robusten Wachstumsaussichten ein günstiges Umfeld für heimische Börsenvertreterinnen schaffen. Immer wieder sorgten auch vage Hoffnungen auf ein Ende des Ukrainekriegs sowie Spekulationen auf mögliche Chancen im Wiederaufbau für positive Impulse.
Darüber hinaus trägt der nördliche Nachbar Deutschland zur guten Entwicklung bei, der mit den im Frühjahr in die Wege geleiteten Konjunkturpaketen auch österreichischen Unternehmen Hoffnungen macht. Dies gilt neben Bahnzulieferer voestalpine insbesondere für die Bauwerte Strabag und Porr, die nicht zuletzt dank des dadurch ausgelösten Kursanstiegs dieses Jahr in die oberste Börsenliga aufgestiegen sind.
Letztlich profitiert der Leitindex auch von der hohen Gewichtung der Bankaktien, die europaweit einen starken Lauf hinter sich haben. Die Geldhäuser profitieren vom normalisierten Zinsniveau mit einer steileren Zinskurve. Banken können so im Einlagen- und Kreditgeschäft höhere Margen erzielen. Im ATX zeigt sich das im laufenden Jahr in Kursgewinnen zwischen 43 Prozent und 79 Prozent bei BAWAG, Erste Group, RBI.
An der Indexspitze stehen jedoch die Aktien von AT&S mit einem beachtlichen Plus von 156 Prozent seit Jahresbeginn. Obwohl der Kurs damals noch auf einem Mehrjahrestief notierte, geht der Anstieg über eine bloße Erholungsrally hinaus. Der Leiterplattenhersteller punktet bei den Anlegern als Zulieferer der KI-Lieblinge in der Chipindustrie und befindet sich als europäischer Anbieter von IC-Substraten in einem von Asien dominierten Markt auch geopolitisch in einer starken Ausgangslage.
ste/sto/spa
ISIN AT0000999982
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