10.12.2025 10:40:38

OTS: Verband der Chemischen Industrie (VCI) / Jahresbilanz der ...

Jahresbilanz der chemisch-pharmazeutischen Industrie 2025 / Ein

schwieriger Weg

Frankfurt/Main (ots) -

- Produktion und Erzeugerpreise liegen mit 0,5 Prozent leicht im Minus

- Gesamtumsatz geht im Vorjahresvergleich um 1 Prozent zurück

- Beschäftigtenzahlen sinken um 0,5 Prozent

- Anlagenauslastung auf historischem Tiefpunkt

- Ausblick 2026: Kaum Hoffnung auf Besserung

Deutschlands Industrie hat ein kraftraubendes Jahr hinter sich. Auch die Lage

von Chemie- und Pharmaunternehmen hat sich weiter verschärft. "Die Industrie

funkt SOS. 2025 war für unsere Branche erneut sehr schwierig und der Blick nach

vorn wird nicht rosiger", sagt Markus Steilemann.

Der Präsident des Verbandes der Chemischen Industrie (VCI) fordert angesichts

der schweren Wirtschaftskrise den Schulterschluss im Land und einen konsequenten

Blick nach vorn: "Deutschland hat weiterhin sehr viel Potenzial. Jetzt muss

alles geschehen, damit nicht noch mehr Substanz verloren geht. Die Anstrengungen

der Unternehmen für eine gute Zukunft am Standort Deutschland müssen sich

auszahlen. Dazu braucht es endlich die richtigen, verlässlichen

Rahmenbedingungen. Vor allem weniger Regeln und niedrigere Kosten."

Der Blick auf die Jahreszahlen der chemisch-pharmazeutischen Industrie zeigt die

herausfordernde Lage: Produktion und Erzeugerpreise der Branche liegen im

Vorjahresvergleich leicht im Minus (-0,5 Prozent). Der Umsatz büßt einen

Prozentpunkt ein. In der Chemie geht die Produktion um 2,5 Prozent zurück. Das

Umsatzminus im In- und Ausland liegt bei 3 Prozent.

Die Produktionsanlagen sind nur noch zu 70 Prozent ausgelastet - ein

historischer Tiefpunkt und weit entfernt von Rentabilität. Jedes zweite

Unternehmen hat zu wenig Aufträge. Diese sind seit 2021 im In- und Ausland um

mehr als 20 Prozent eingebrochen.

Pharma weist in diesem Jahr ein Produktionsplus von 3 Prozent und ein Umsatzplus

von mehr als 4 Prozent auf. Doch die aktuelle Geschäftslage hat sich auch hier

deutlich verschlechtert und liegt mittlerweile im negativen Bereich.

Die Krise spiegelt sich in den Beschäftigtenzahlen wider: Ein Minus von 0,5

Prozent bedeutet in diesem Jahr 2.400 Menschen weniger, die in der

chemisch-pharmazeutischen Branche arbeiten. Bereits angekündigte

Anlagenschließungen oder Produktionsverlagerungen werden zu einem weiteren

Stellenabbau führen.

Der VCI erwartet im nächsten Jahr für die chemisch-pharmazeutische Branche

insgesamt eine stagnierende Produktion, für die Chemie einen Rückgang von 1

Prozent. Bei sinkenden Preisen und stagnierendem Output bedeutet das ein

Umsatzminus von rund 2 Prozent - im Inland und im Export.

Das negative Stimmungsbild bestätigt auch eine repräsentative VCI-Umfrage unter

den Mitgliedsunternehmen: 20 Prozent der Befragten planen, ihre Produktion zu

verlagern oder ganz stillzulegen. Jedes zehnte Unternehmen hat vor, komplette

Standorte zu schließen. Mehr als 40 Prozent erwarten erneut sinkende Umsätze im

Inland. Fast jedes zweite Unternehmen rechnet mit einer weiteren

Verschlechterung der Erträge.

Verantwortlich für die pessimistischen Erwartungen sind die Rahmenbedingungen in

Deutschland: nicht wettbewerbsfähige Produktionskosten, eine hohe regulatorische

Unsicherheit und langsame Genehmigungsverfahren. Zudem kämpft die Branche mit

der Bürokratie, hohen Energiepreisen sowie Emissions- und Rohstoffkosten. Der

teure Euro, chinesische Überkapazitäten, hohe US-Zollmauern und die

geoökonomische Unsicherheit belasten die Geschäfte zusätzlich.

Markus Steilemann fordert mit Blick auf Berlin und Brüssel: "Konfrontation

können wir uns nicht mehr leisten. Wir müssen uns unangenehmen Wahrheiten

stellen und nach vorne blicken. Die Transformation unserer Wirtschaft in eine

wettbewerbsfähige und gute Zukunft wird uns viel abverlangen. Es wird ein

schwieriger Weg, aber wir müssen ihn gehen. Mit den vereinten Kräften von

Politik, Wirtschaft und Gesellschaft."

Damit Deutschland und Europa wieder zukunftsfähig werden, müssen aus VCI-Sicht

diese sechs Punkte umgesetzt werden:

1. Produktionsstandorte in strategisch wichtigen Sektoren wie Chemie und Pharma

sichern: Damit schafft Deutschland Unabhängigkeit, Resilienz und

Versorgungssicherheit in Europa. Nötig dafür sind niedrigere Kosten, weniger

Hürden, schnellere Entscheidungen.

2. Innovation stärken: Wer wettbewerbsfähig bleiben will, den Klimaschutz ernst

nimmt und die Chancen der Digitalisierung nutzen möchte, muss in Forschung und

Entwicklung investieren. Derzeit fehlt der politische Rahmen, der Innovation

nicht im Keim erstickt.

3. Ausgaben priorisieren: In Zukunft investieren heißt, in Bildung, Forschung,

Infrastruktur, Digitalisierung und Zukunftstechnologien zu investieren. Das ist

die Grundlage einer modernen Industriepolitik.

4. Mutige Reformen: Sie sind nötig für die Energie- und Klimapolitik, das

Behördenwesen und die sozialen Sicherungssysteme. So gelingt die

Wiederherstellung der Wettbewerbsfähigkeit des Standorts und die Transformation

hin zur Klimaneutralität.

5. Eine glaubwürdige Gesamtstrategie: Deutschland braucht klare Prioritäten und

einen langfristigen Plan. Unser Land benötigt eine Industriepolitik, die

verlässliche Rahmenbedingungen schafft, neue Technologien fördert und

Infrastrukturen modernisiert.

6. Europa neu denken: Die europäische Gemeinschaft kann auf Augenhöhe mit den

USA und China gelangen. Dafür braucht es eine gemeinsame Industriepolitik und

Verteidigung, eine Kapitalmarktunion und einen vollendeten Binnenmarkt.

Fotos von der Pressekonferenz stehen ab 12 Uhr unter diesem Link zur Verfügung:

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Der VCI ist Europas größter Verband für Chemie und Pharma. Mit seinen 23 Fach-

und 7 Landesverbänden repräsentiert er die Interessen von rund 2.300 Unternehmen

- vom Global Player bis zum hoch spezialisierten Mittelständler. Mit 240

Milliarden Euro Umsatz im Jahr 2024 und mehr als 560.000 Beschäftigten in

Deutschland zählt die Branche zu den stärksten Treibern für Innovation,

Wohlstand und Zukunft. Für eine starke chemisch-pharmazeutische Industrie von

heute und morgen ist der VCI in Deutschland, in Europa und weltweit aktiv.

Pressekontakt:

VCI-Pressestelle:

Telefon: 069 2556-1496

E-Mail: mailto:presse@vci.de

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Weiteres Material: http://presseportal.de/pm/12523/6176336

OTS: Verband der Chemischen Industrie (VCI)

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