27.04.2015 11:10:00

Goldman Sachs AM: Stärkeres Wachstum, gegensätzliche Kräfte

Andrew Wilson, CEO für EMEA bei Goldman Sachs AM: Das weltweite Wachstum steigt und insbesondere Europa befindet sich auf einem Erholungskurs.

Dabei spielen die Fundamentaldaten für die Märkte eine immer geringere Rolle, da die Kapitalflüsse zunehmend von den gegensätzlichen geldpolitischen Maßnahmen der Zentralbanken beeinflusst werden. Vor dem globalen Hintergrund niedriger Inflationsraten und konkurrierender Lockerungsmaßnahmen herrscht Unsicherheit bezüglich des Timings und der Auswirkungen einer möglichen Zinserhöhung der Fed. Zudem sind die Risiken gestiegen. Europa ist erneut mit der Gefahr eines Griechenland-Ausstiegs konfrontiert und Indikatoren deuten darauf hin, dass China sein Wachstumsziel von 7 Prozent verfehlen wird.

USA – Auf einsamen Pfad zur Zinserhöhung

Der Arbeitsmarkt in den USA hat sich nahezu vollständig erholt und das Wachstum steigt wieder. Bedingt durch die niedrigen Ölpreise beginnen die Verbraucher ihre daraus entstandenen, unverhofften Mehreinnahmen auszugeben. Gleichzeitig aber wirkt sich der starke Dollar negativ auf Gewinne und Exporte aus. 
Hinsichtlich der wirtschaftlichen Stärke des Landes und der Wahrscheinlichkeit einer noch in diesem Jahr zu erwartenden Zinserhöhung durch die Fed sind die derzeitigen Zinsen zu niedrig. Wir bleiben jedoch neutral, da die weltweite Lockerung der geldpolitischen Zügel den Zinsanstieg in den kommenden Monaten möglicherweise weiter bremsen wird. Aus Relative-Value-Sicht halten wir eine Long-Position weiter außen auf der Kurve, da die Zinsen auf langfristige US-Titel im Vergleich zu den Märkten der Eurozone und Großbritanniens Wertpotenzial bieten. Aufgrund der globalen quantitativen Lockerung werden die Kapitalflüsse in Richtung USA gelenkt, weshalb wir auf einen langfristig steigenden Dollar setzen. Unsere Long-Position im Dollar haben wir aufgrund des bisher starken Kursanstiegs kurzfristig zurückgefahren. Wir beurteilen US-Unternehmensanleihen positiv, da ihre Bewertungen weniger überzogen sind als in Europa. 

Investmentchancen bestehen im High-Yield-Bereich, insbesondere bei Energieunternehmen, die eine lange Phase niedriger Ölpreise überstehen können. Hierbei ist die Titelauswahl entscheidend, da der Markt sich einer späten Phase seines Zyklus nähert und in den kommenden Jahren mit einer Zunahme der Ausfälle zu rechnen ist.

Eurozone – Größte Verbesserung

In der Eurozone war die positive Entwicklung unter dem Einfluss der unerwartet aggressiven Geldpolitik der EZB am stärksten. Ein anziehendes Wachstum würde normalerweise ganz klar für eine Position in kurzfristigen Zinstiteln sprechen, doch angesichts der von der quantitativen Lockerung angetriebenen Rallye bleiben wir vorsichtig. Bei den Relative-Value-Strategien sind wir weiter außen auf der Kurve untergewichtet. Zinstitel mit langen Laufzeiten scheinen im Vergleich zu anderen Märkten teuer und zum Teil aufgrund ihrer großen Bedeutung im Rahmen der EZB-Aufkäufe auf kurze Sicht anfälliger für Korrekturen zu sein. Das Angebot kann im langfristigen Bereich die quantitative Lockerung auffangen, da die staatlichen Geldaufnahmen eher zu extrem niedrigen Zinssätzen erfolgen. Steigende Inflationserwartungen werden sich möglicherweise zuerst in diesem Sektor bemerkbar machen. 

In Peripheriemärkten besteht das Potenzial für weitere Rallys. Wir gehen dabei taktisch vor und berücksichtigen den Druck, der von einer gestiegenen Emissionstätigkeit ausgeübt wird, sowie die von Griechenland ausgehende erhebliche Ansteckungsgefahr. Der Euro-Kurs wird durch die quantitative Lockerung weiter sinken. Mehr Wachstum, stärkere Eigenkapitalzuflüsse nach Europa und die Höhe des Leistungsbilanzüberschusses dürften dafür sorgen, dass sich die Möglichkeit eines stärkeren Einbruchs in Grenzen hält. Allerdings ist die langfristige Wirkung dieser Dynamik fraglich und auch die Inflation wird in diesem Jahr nicht stark ansteigen.

Japan – Pfeile zeigen Wirkung, doch das Inflationsziel wird verfehlt 

In Japan ist in diesem Jahr eine leicht positive Wachstumsentwicklung festzustellen, die sowohl von der Auslands- als auch von der Binnennachfrage gestützt wird. Kurzfristige Faktoren wie das Konjunkturprogramm und der niedrige Ölpreis haben ihren Beitrag geleistet. Dennoch erkennen wir auch nachhaltigere Antriebskräfte, wie etwa Fortschritte bei den Reformen des Unternehmenssektors, dem lang erwarteten „dritten Pfeil“ des Konjunkturprogramms von Premierminister Abe.  

Weitere Lockerungsmaßnahmen der Bank of Japan sind in den nächsten Monaten möglich. Der außerordentliche Druck, der vom japanischen Programm zur quantitativen Lockerung ausgeht, dürfte die japanischen Renditen weiter sinken lassen. Zudem gewinnt das Land aufgrund der überzogenen Bewertungen an den globalen Zinsmärkten aus Relative-Value-Sicht zunehmend an Attraktivität. Wir haben japanische Zinstitel im Vergleich zu Titeln aus Großbritannien, den USA und der Eurozone übergewichtet. Was die Währung angeht, so sind wir angesichts der Aussicht auf eine weitere Geldpolitiklockerung geneigt, Short-Positionen im Yen einzugehen. Dies liegt daran, dass die japanische Währung in den kommenden Monaten möglicherweise stärker abwerten wird als der Euro.

Großbritannien – Politisches Risiko

Die britische Wirtschaft hält sich gut und unsere Wachstumsprognose für dieses Jahr liegt bei 3 Prozent – und damit über den Konsensschätzungen. Die starke Nachfrage vonseiten der Pensionsfonds hat die Zinsen auf Titel mit langen Laufzeiten trotz eines stärkeren makroökonomischen Umfelds sehr niedrig gehalten. In der Folge wirken langlaufende Zinstitel im historischen Vergleich teuer. Britische Titel mit langen Laufzeiten sind bei uns im Vergleich zu amerikanischen und japanischen Werten untergewichtet.

Die lockere Geldpolitik der Eurozone hat das Britische Pfund gestärkt und wir gehen von einer weiteren Aufwertung aus, auch wenn es weniger wahrscheinlich ist, dass die Bank of England die Zinsen in diesem Jahr senken wird. Die größte Bedrohung für Großbritannien ist allerdings die politische Unsicherheit. Voraussichtlich wird es bei den Wahlen im Mai sehr eng zugehen und die politische Richtung ist unklar. Wir gehen auf kurze Sicht taktische Short-Positionen ein, da wir von stärkeren Währungsschwankungen im Zusammenhang mit den Wahlen ausgehen.

Den vollständigen Ausblick auf Englisch sowie ein Foto von Andrew Wilson können Sie dem Anhang entnehmen.

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