01.10.2015 11:36:00
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Oddo AM: In der Liquiditätsfalle
Die Ereignisse des 15. Oktober 2014 ließen sogar hartgesottene Händler von US-Treasuries ratlos zurück. Sorgenfalten hervor rief vor allem der komplette Einbruch der Marktliquidität für „das risikolose“ Asset schlechthin.
Die Ereignisse des 15. Oktober 2014 ließen sogar hartgesottene Händler von US-Treasuriesratlos zurück. An diesem Tag implodierte die Rendite zehnjähriger Staatsanleihen von anfangs 2,2 Prozent innerhalb weniger Minuten auf 1,86 Prozent – um dann bei 2,13 Prozent zuschließen. In diesem Fall rief weniger die untertägige Renditeveränderung, der sogenannte „Flash crash“, Sorgenfalten hervor, sondern vielmehr der komplette Einbruch der Marktliquidität für „das“ „risikolose“ Asset schlechthin. Da gerade US-Treasuries als Besicherung für andere Wertpapiergeschäfte dienen, war der Schock groß. Seitdem hat sich die Situation zwar weitgehend normalisiert, aber nicht mehr das Niveau früherer Jahre erreicht.
Dünne Märkte über alle Marktsegmente
In anderen Anleihesegmenten ist die Illiquidität schon seit längerer Zeit angekommen. Das zeigen viele Indikatoren: die höheren Geld-Brief-Spannen, das geringere Handelsvolumen, die starken Kursausschläge beigrößeren Ordervolumina oder die Tatsache, dass einzelne Bonds nicht gehandelt werden können. Während dieses Phänomen früher auf Corporate Bond-Emissionen mit geringen Volumina beschränkt war, weitet es sich immer mehr aus. So sind auch viele Covered Bonds betroffen, weshalb Investoren auch auf den Primärmarkt ausweichen. Studien bestätigen vor allem im Vergleich zu der Zeit vor der Lehman- Pleite einen flächendeckenden Verlust von Markttiefe und -breite in allen Anleihesegmenten.
Risikoreduktion, Regulierung und Zentralbanken als Faktoren
Dafür sind mehrere Faktoren verantwortlich. Durch die „Post-Lehman-Regulierung“ werden Anleihebestände nur noch in geringem Maße direkt bei Brokern gehalten, so dass der Handel häufig auf Kunden-Orderbasis funktioniert. Die frühere Pufferfunktion von Banken und Brokern entfällt. Die Kaufprogramme der Zentralbanken sorgen für einen weiteren Illiquiditätssog. Abnehmende Repo-Geschäfte und der Abbau von Risikopositionen verschärfen die Situation.
Als Folge dieser Verknappung mehren sich prozyklische, starke Kursausschläge einzelner Bonds oder auch gesamter Assetsegmente. Da Hedging aus Liquiditätsgründen zunehmend über Aktienderivate erfolgt, haben sich die Korrelationen über Assetklassen erhöht. Diversifikation ist damit schwerer zu erreichen. Zudem zerfällt das Bond-Universum in Pools liquider und illiquider Papiere.
Liquidität als wichtiger Anlagefaktor
Investoren reagieren darauf, indem sie ihre Gelder breiter streuen. Zudem wird die Liquidität als ein Kriterium bei der Auswahl von Anleihen immer bedeutsamer. Weiterhin nutzen dieInvestoren gerade zur Absicherung vermehrt Derivate wie Credit Default Swaps, Total Return Swaps oder Aktienfutures. Ebenso setzen sie auf höhere Cashquoten, um die nötige Flexibilität zu gewährleisten.
Aktives Management und eine sorgfältige Analyse und Auswahl von Anleihen können in der gegenwärtigen Liquiditätslage ihre Vorteile gegenüber ETFs, passiven oder „Buy and hold“-Ansätzen ausspielen. Denn die Anleihen fundamental solider Unternehmen bilden auch in Stresszeiten einen Anker im Depot. Damit helfen sie, mögliche Illiquiditätsschocks abzumildern.

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