Glanz oder Gefahr? |
11.10.2025 20:51:00
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Sicherer Hafen oder Blase? Analysten streiten über Gold
• Kritiker verweisen auf sinkende Realrenditen und psychologische Faktoren als mögliche Treiber
• Ob sich Gold in einer soliden Aufwärtsbewegung oder bereits in einer Blase befindet, ist umstritten
Warum Gold auf Rekordjagd ist
Das gelbe Edelmetall hat in diesem Jahr bereits dutzende Male neue Höchststände erreicht. Der Preis ist seit Jahresbeginn um rund 43 Prozent gestiegen, so stark wie seit Jahrzehnten nicht mehr. Jüngste Ereignisse haben die Rally befeuert: So heizen fallende Renditen bei US-Staatsanleihen und ein schwächerer US-Dollar die Nachfrage nach Gold zusätzlich an.
Auch die Geldpolitik spielt eine Rolle: Die jüngsten Zinssenkungen der US-Notenbank haben Gold attraktiver gemacht. Da das Edelmetall keine Zinsen abwirft, greifen Anleger besonders dann verstärkt zu, wenn festverzinsliche Anlagen weniger Rendite einbringen.
Zentralbanken als Motor der sicheren Häfen
Neben kurzfristigen Faktoren trägt auch die langfristige Nachfrage zum Aufschwung bei, denn Gold gilt seit jeher als klassischer sicherer Hafen, auf den Investoren in Zeiten von geopolitischen Unsicherheiten und hoher Staatsverschuldung setzen. Zudem spielen kulturelle Traditionen eine Rolle: In Indien und China ist der Besitz von physischem Gold tief verwurzelt.
Besonders ins Gewicht fällt aber die Rolle der Zentralbanken. Wallstreet-Online zufolge kaufen vor allem Schwellenländer seit Jahren größere Mengen des Edelmetalls ein, um ihre Abhängigkeit vom US-Dollar zu verringern. Dass die Rally aus Sicht mancher Experten noch lange nicht vorbei ist, zeigt die jüngste Einschätzung der US-Investmentbank Goldman Sachs. Diese erwartet, dass der Goldpreis bis 2026 neue Rekordmarken erreicht.
Zwischen Absicherung und Spekulation - droht eine Blase?
Trotz dieser starken Nachfrage bleiben Zweifel. So schreibt Bloomberg-Kolumnist Aaron Brown, dass der aktuelle Anstieg weniger mit Inflation oder geopolitischen Krisen zu tun hat, sondern vor allem mit sinkenden Realzinsen. Viele Investoren nehmen inzwischen hohe Opportunitätskosten in Kauf, was für manche Fachleute ein Hinweis auf spekulative Übertreibung ist.
Auch MarketWatch diskutiert, ob das gelbe Edelmetall bereits in einer Blase steckt. Einerseits gebe es keine Hinweise auf überhitzte Optionsmärkte, die typisch für Spekulationen seien. Andererseits liege der Preis inflationsbereinigt inzwischen deutlich über dem bisherigen Rekord von 1980. Das könnte ein Warnsignal sein, das Anleger im Hinterkopf behalten sollten.
Ob es sich dabei nur um einen robusten Bullenmarkt handelt oder schon um eine gefährliche Blase, bleibt offen. Klar ist aber: Zwischen sicherem Hafen, massiven Zentralbankkäufen und wachsender Spekulation bleibt das Edelmetall einer der spannendsten Märkte des Jahres.
Redaktion finanzen.at
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Goldpreis | 4 018,30 | 42,00 | 1,06 |