Lufthansa Aktie
WKN: 823212 / ISIN: DE0008232125
Neue Streikwelle möglich |
30.09.2025 14:08:00
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Lufthansa-Aktie schwach: Piloten entscheiden sich für Arbeitskampf
Noch kein konkreter Streiktermin
Ein konkreter Streikzeitpunkt wurde zunächst nicht genannt. Über das weitere Vorgehen soll die Tarifkommission der Gewerkschaft entscheiden. In der Vergangenheit hatte die Lufthansa bei umfassenden Pilotenstreiks nahezu das komplette Programm im betroffenen Zeitraum abgesagt.
Laut VC haben sich an der Abstimmung 90 Prozent der Lufthansa-Piloten und 95 Prozent der Lufthansa-Cargo-Piloten beteiligt. Sie unterstützten zu 88 Prozent beziehungsweise zu 96 Prozent den Arbeitskampf. Die Urabstimmung sei damit angenommen. VC-Präsident Andreas Pinheiro sieht in dem Ergebnis ein "starkes Signal der Geschlossenheit".
Notwendig waren bei der Urabstimmung mindestens 70 Prozent Ja-Stimmen der betroffenen Mitglieder in den Gesellschaften Lufthansa und Lufthansa Cargo. Enthaltungen und Nicht-Teilnahmen an der Abstimmung wurden als Nein-Stimmen gewertet. Zuletzt hatten die Piloten der Lufthansa im Jahr 2022 für einen Tag gestreikt.
Mehr Geld für Betriebsrenten?
In dem Tarifkonflikt geht es um die Betriebsrenten der rund 4.800 Pilotinnen und Piloten. Von den am Montag angekündigten Stellenstreichungen in der Verwaltung ist die Berufsgruppe nicht betroffen. Die Gewerkschaft war mit der Forderung nach einer Verdreifachung des Arbeitgeberanteils in die Verhandlungen gegangen und hatte dies dann im Laufe von sieben Gesprächsrunden reduziert. Eine Einigung wurde aber nicht erreicht.
"Die Altersvorsorge ist ein zentrales Fundament der Lebensplanung für Pilotinnen und Piloten - mindestens genauso wichtig wie die gesetzliche Rente", erklärt der Sprecher der Tarifkommission, Arne Karstens. "Wir erwarten nun, dass Lufthansa die Signale der Belegschaft ernst nimmt und endlich ein verhandlungsfähiges Angebot zur betrieblichen Altersversorgung vorlegt."
Die zuletzt defizitäre Lufthansa-Kerngesellschaft durchläuft gerade ein hartes Sanierungsprogramm. Ihr Chef Jens Ritter hatte erklärt, schlichtweg keine Mittel zu haben, um die "ohnehin schon sehr gute" betriebliche Altersvorsorge aufzustocken.
Gestaltungsspielräume bleiben gering
Personalvorstand Michael Niggemann begrüßte die Ankündigung der VC, weiter verhandeln zu wollen. Die Urabstimmung habe allerdings die Gestaltungsspielräume nicht vergrößert. Die möglichen Antworten müssten mit der wirtschaftlichen Leistungsfähigkeit der Lufthansa vereinbar bleiben.
Im Einvernehmen zwischen dem Unternehmen und der VC war das Betriebsrentensystem im Jahr 2017 umgestellt worden. Lufthansa musste fortan nicht mehr die absolute Höhe der Renten garantieren, sondern nur noch vorher festgelegte Beiträge leisten. Das Zinsrisiko ist wie bei anderen Berufsgruppen im Konzern auch auf die Piloten übergegangen.
Allerdings haben sich die gemeinsam ausgewählten Kapitalanlagen schlechter entwickelt als von vielen erwartet worden war, wie die Gewerkschaft einräumt. Gleichwohl können Lufthansa-Piloten dem Vernehmen nach im Ruhestand auf monatliche Betriebsrenten oberhalb von 8.000 Euro bauen - zusätzlich zur gesetzlichen Rente.
Auch die Strategie passt den Piloten nicht
Am Montag hatte zudem der Lufthansa-Vorstand gegenüber Investoren seine Strategie bekräftigt, die kleineren Lufthansa-Flugzeuge und damit auch Piloten-Jobs in andere Flugbetriebe mit deutlich geringeren Lohnkosten zu verlagern. Bereits 2030 soll demnach rund die Hälfte der Kurz- und Mittelstreckenjets von Flugbetrieben außerhalb des Lufthansa-Kerns geflogen werden. Dazu hat der Konzern eigens die Betriebe Discover und City Airlines gegründet.
Gegen diese Strategie sperren sich intern die VC ebenso wie die Flugbegleiter-Vertretung Ufo, die ihre Tarifverhandlungen ebenfalls für gescheitert erklärt hat. Gegen strategische Unternehmensentscheidungen darf aber nicht gestreikt werden, weil sie nicht Gegenstand von Tarifverträgen sind.
So reagiert die Aktie
Für die Lufthansa geht es am Dienstag deutlich bergab. Nach dem positiven Abstimmungsergebnis über einen möglichen Pilotenstreik büßen die schon zuvor schwachen Aktien als Schlusslicht im moderat steigenden MDAX der mittelgroßen Werte zeitweise 6,70 Prozent auf 7,24 Euro ein. Damit geben sie die Gewinne der vergangenen Handelstage ab.
Zeitweise hatten die Lufthansa-Aktien so niedrig notiert wie zuletzt Anfang August. Sie rissen zudem mehrere charttechnische Durchschnittslinien für den kurz- bis mittelfristigen Trend.
Schon zu Wochenbeginn hatte die Vorstellung ambitionierter mittelfristiger Ziele den Aktienkurs letztlich kaum gestützt. Mit plus 18,6 Prozent im bisherigen Jahresverlauf steht eine minimal bessere Kursentwicklung zu Buche als beim MDAX.
Analyst Harry Gowers von der US-Bank JPMorgan hatte in einer am Vorabend erstellten Einschätzung erklärt, er rechne bei der Lufthansa mit einer ein- bis zweijährigen Übergangsphase mit geringen Barmittelzuflüssen. Ähnlich äußerte sich Jaime Rowbotham von Deutsche Bank Research. Ruairi Cullinane von der kanadischen Investmentbank RBC sieht eine "show me story", die Lufthansa müsse ihre Vorhaben also erst unter Beweis stellen. Dabei sieht er gewisse Risiken, dass Verbesserungsmaßnahmen teilweise von neuem Gegenwind weggeblasen werden.
FRANKFURT (dpa-AFX)

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