Musk-Konzern als "Sumpf" |
12.09.2024 23:45:00
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"Überbewertet": Langzeit-Investor stößt Tesla-Aktien ab - Scharfe Kritik an Tesla-Chef Elon Musk
• Ehemaliger Fan wird zum harten Kritiker
• Pessimistische Aussichten für Zukunft des Musk-Konzerns
Ross Gerber gilt als langjähriger Tesla-Investor und war dementsprechend auch lange Zeit Befürworter des US-Elektroautopioniers. Als einer der ersten Unterstützer profitierte der CEO von Gerber Kawasaki Wealth & Investment Management enorm von seinen frühen Investments - insbesondere, als die Tesla-Aktie 2021 ein Allzeithoch erklomm, wie Gerber in einem früheren Interview mit CNBC verriet. Seit einiger Zeit nun, etwa seit der Übernahme von Twitter durch Musk im Jahr 2022, gilt Gerber aber als Kritiker des Autobauers.
Ehemaliger Tesla-Fan stößt Anteile ab
Tesla habe seine besten Tage hinter sich, ist sich der Experte sicher. So hat er auch seit November letzten Jahres etwa die Hälfte seiner Tesla-Aktien abgestoßen - Anteile im Wert von rund 60 Millionen US-Dollar. Ihm zufolge scheine niemand wirklich daran interessiert, Autos oder Roboter des US-Elektroautobauers zu kaufen. Immer mehr Kunden baten ihn, Tesla-Aktien aus ihren Portfolios zu verkaufen. Sie wollen "nichts mit Elon zu tun haben", wie Gerber in einem Interview mit Business Insider erzählte. "Im Laufe der Zeit habe ich meine Position irgendwie reduziert, weil ich einfach nicht mehr das gleiche Vertrauen habe, dass sie die Ziele erreichen werden, die Tesla vor mehreren Jahren und sogar vor kurzem gesetzt hat, nämlich wirklich mehr Autos zu verkaufen", so Gerber weiter im Interview mit Yahoo Finance.
Kein Vertrauen in Autos, Robotik, KI und Musk
Auch hinsichtlich Teslas Robotertechnik sowie der Technologie für vollautonomes Fahren zeigte sich der ehemalige Tesla-Befürworter wenig optimistisch: "Das lenkt nur davon ab, dass sie dieses Jahr, nächstes Jahr und übernächstes Jahr Autos verkaufen müssen, denn nichts davon wird in naher Zukunft passieren". Der Gebrauchtwagenmarkt sei voll von alten Teslas, für die man aber keinen fairen Preis mehr verlangen könne. Er selbst habe seine zwei Teslas verkauft und spreche daher aus Erfahrung. "Es ist wirklich ein Sumpf, wenn man die besten Produkte einer Branche hat, aber einen CEO, der dort nicht wirklich arbeitet, der nicht versucht, die Autos zu verkaufen. Wir haben gesehen, dass die Verkäufe zurückgehen, und das ist, was passiert. Die Verkäufe gehen zurück. Wenn Sie ein großartiges Quartal erwarten, liegen Sie falsch. Sie verkaufen hier keine Teslas, außer im Grunde Rabatt, Rabatt, Rabatt."
Nicht nur die Autoverkäufe liefen schleppend, auch Teslas KI-Zukunft sieht Gerber nicht gerade rosig. Die Nachfrage nach humanoiden Robotern werde gering sein. "Der einfachste Weg, dies zu tun, ist, zu Ihren Nachbarn zu gehen und sie zu fragen: ‘Wie viele von Ihnen würden einen humanoiden Roboter kaufen, der von Elon Musk gebaut wurde?’ Und die Antwort ist null, OK. Niemand will einen Roboter von Elon Musk. Warum? Wer würde ihm vertrauen?", so Gerber weiter im Interview. "Das Letzte, was ich brauche, ist ein Roboter in meinem Haus, den Elon Musk hat. Ich weiß also nicht, ob sie schon über die Vermarktung nachgedacht haben."
Gerber nicht überzeugt von Musk
Grundsätzlich ist Gerbers Vertrauen in den CEO Elon Musk selbst aber geschwunden. Bereits zu den Anfängen habe es "Warnzeichen" gegeben, erinnert sich Gerber gegenüber Business Insider. Musk sei ihm schon damals komisch vorgekommen, auch sein privater Hintergrund und seine Frauengeschichten hätten Gerber skeptisch werden lassen. "Ich habe mich gefragt, was zum Teufel da los ist", zitiert ihn Business Insider. "Ich dachte nur, Alter, dieser Typ... das ist keine gute Sache." Mit dem Kauf der Social Media Plattform Twitter, heute X, seien bei Gerber aber letztendlich alle Alarmglocken angegangen. "Ich versuche nicht, seine Errungenschaften zu schmälern, vor allem was die Raumfahrt, die Tesla-Produktion und die Robotik betrifft. Aber ich denke, dass meine persönlichen Gefühle gegenüber dem, was er repräsentiert, Horror sind."
Auch die Verbindung zum US-Präsidentschaftskandidaten Donald Trump sieht Gerber kritisch. Trump sei "das Schlimmste, was man sich für Tesla wünschen kann", denn der ehemalige Präsident könne die Autoverkäufe nicht fördern, so Gerber im Yahoo Finance-Interview.
Tesla-Aktie "überbewertet"
Auch an der Tesla-Aktie ließ Gerber kein gutes Haar. An der NASDAQ kostet das Papier derzeit 226,17 US-Dollar - in diesem Jahr ist der Wert bislang um rund 9 Prozent gesunken (Stand: Schlusskurs vom 10. September 2024). Gerber zufolge liege der faire Wert der Titel allerdings bei etwa 180 US-Dollar. Seiner Meinung nach könnte die Tesla-Aktie in diesem Jahr außerdem um weitere rund 15 Prozent fallen. "Ich halte die Aktie im Moment für wirklich überbewertet, weil ich nicht glaube, dass sie ihre Zahlen erreichen", zitiert ihn Business Insider. "Ich meine, wenn er sein Image und all das ändern wollte, wäre ich begeistert. Aber das ist nicht möglich. Ich halte es also nicht für eine Option."
Bei TipRanks liegt das durchschnittliche Kursziel derzeit bei 211,46 US-Dollar und signalisiert somit ein Abwärtspotenzial von rund 6,5 Prozent. Von 31 analysierenden Experten raten lediglich zehn zum Kauf, während 14 das Halten als sinnvoll erachten, sieben Analysten halten indes einen Verkauf für ratsam. Gerber scheint somit nicht der Einzige zu sein, dessen Skepsis hinsichtlich Tesla wächst. Sinkende Verkaufszahlen, die wachsende Konkurrenz in China und ein polarisierender und unberechenbarer CEO tragen nicht gerade dazu bei, dass das Vertrauen der Anleger bestehen bleibt, geschweige denn wachsen kann.
Redaktion finanzen.at
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